Immer wenn man die Meinung der Mehrheit teilt, ist es Zeit, sich zu besinnen. Mark Twain
Mit der Weihnachtszeit naht auch der Anfang eines neuen Jahres – für viele Menschen eine Zeit für „Gute Vorsätze“. Zum Beispiel, endlich die vom Arzt, der Krankenkasse oder der Felix Burda Stiftung vorgeschlagenen Vorsorge- oder Früherkennungs-Untersuchungen durchzuführen. Oder vielleicht doch nicht? Die Argumente für diese Massen-Untersuchungen kennen Sie alle. Die kritischen Stimmen hingegen oft nicht.
Bis heute wird der Wert der meisten angepriesenen Untersuchungen international bezweifelt. Jedenfalls bezogen auf den Nutzen für die untersuchten Menschen. Ohne Zweifel sind Screenings jedoch von hohem Wert für Gerätehersteller und umsatzorientierte Ärzte. Allein das Mammographie- Screening (Früherkennung von Brustkrebs) kostet uns über 300 Millionen Euro jährlich. Die Sterblichkeit in der Bevölkerung verändert sich hierdurch nicht zum Besseren. Im Gegenteil: Mit Mammographie ist die Brustkrebs-Sterblichkeit deutlich höher als ohne Inanspruchnahme dieser „Wohltat“, zeigt eine aktuelle Analyse des renommierten Cochrane- Forschernetzwerkes. Genauso sinnlos ist die millionenfache Messung eines Laborwertes, der angeblich Prostatakrebs anzeigen soll (PSA). Jährlich hunderttausende Männer werden seither sinnlos operiert und leiden dann an Blasenschwäche, Impotenz und anderen Einschränkungen der Lebensqualität. Die Liste kann beliebig verlängert werden:
• sinnfreie Herzstrom-Messungen (EKG)bei beschwerdefreien Menschen,
• sinnlose Ganzkörper-Kernspin-Tomographien als Gesundheits-Checkup,
• mehr Schaden durch überflüssige Operationen und fehlender Nutzenbeim Screening auf Eierstock-Krebs,
• fragwürdige Schwangeren- Ultraschalluntersuchungen oder
• völlig unwichtige Hautkrebs- Screenings beim Dermatologen.
Nicht nur solche Untersuchungen sind sinnlos, sondern auch viele der als „vorbeugend“ gedachten Maßnahmen. Jüngstes Beispiel: Die HPV-Impfung junger Mädchen (humaner Papilloma-Virus), die der Entstehung des Zervix-Karzinoms vorbeugen soll. Ob hierdurch tatsächlich Krebs vorgebeugt wird, steht in den Sternen.
In dem hohen Engagement beim Krankheits-Screening, so hoffen viele Bürger, zeigt „Ihr Staat“ seine Fürsorge. Doch diesen interessiert nicht das Wohl des Individuums, sondern nur die möglichst durchgängig verfügbare Arbeitskraft von Arbeitern und Angestellten und möglichst ununterbrochene Steuerzahlungen. Dafür ist unser Staat auch bereit, Freiheiten des Individuums zu opfern. Beispielsweise, indem Meldedaten der Behörden an Krankenkassen weitergegeben werden, damit diese ihre „Einladungen“ zum Krebs-Screening versenden können. Eine solch enge Verzahnung von Staat und Medizin gab es zuletzt im Dritten Reich, als der Gesundheitspaß als totalitäres Bürger-Kontrollinstrument entwickelt wurde (Vorläufer der heutigen elektronischen Gesundheitskarte).
Die Auffassung der Urheimischen Medizin ist klar: Die Krankheits-Apostel der Risikofaktor-Religion malen uns mit Steuergeldern eine düstere gesundheitliche Zukunft aus, wenn wir nicht permanent vorbeugen. Doch das angstbesetzte Starren auf diese in allen Medien bunt ausgemalten Alpträume macht krank. Genauso wie viele der Präventions- Maßnahmen selbst. Aus urheimischer Sicht geht man nur zum Arzt, wenn man ein Problem hat, das sich nicht von allein oder mit Hilfe der Familie oder Freunden lösen läßt. Beispiele: Unfall, Ohnmacht, hartnäckige Zahnschmerzen, starke Blutungen bei Frauen, massive Schmerzen im Brustkorb und andere akute Warnsymptome.
Hinweis: Natürlich soll sich der Staat um eine lebenswerte Umwelt, gesunde Lebensmittel, sauberes Trinkwasser, intakte Straßen oder eine Energiegewinnung ohne Generationen gefährdende Folgen kümmern (schön wäre, wenn er es denn täte!). Es steht dem Staat jedoch nicht zu, uns mit einer tagtäglichen Gesundheitsüberwachung, sinnlosen Gesundheitsförder-Programmen oder mit angeblichen Präventionsprogrammen nachhaltig zu schaden.
(Jørgensen KJ et al., British Medical Journal, 2010)