Freizeit-Krankheit

In den Köpfen der Ärzte herrscht Mangel, zum Beispiel „Ärztemangel“. Trotzdem haben sie noch Zeit, sich neue Krankheiten auszudenken. Beispielsweise die „leisure sickness“ – die Freizeit-Krankheit. An dieser pathologischen Unfähigkeit zum Müßiggang sollen drei Prozent der Bevölkerung leiden. Sobald sie Freizeit haben, treten Symptome wie Müdigkeit, Kopf- und Gliederschmerzen bis hin zu Erbrechen und Depressionen auf. Die Therapie ist noch unklar: Entweder langjährige Psychotherapie oder Vermeidung der auslösenden Situation – also Dauer- Krankschreibung der Freizeit-Kranken auf Kosten der Freizeit-Gesunden … Mit Sicherheit stehen uns weitere „Erkrankungen“ dieser Art bevor. Beliebt ist die Umbennung bestehender Beschwerdebilder („Burnout“, siehe Aktuelles Thema). Noch beliebter bei Krankheitserfindern sind normale Körperaktivitäten, die bei „genauer Betrachtung“ irgendwie krankhaft sein müßten. Berühmtberüchtigt ist zum Beispiel der von Medien zur Volkskrankheit hochstilisierte „Reizdarm“, die Lebensäußerung „Mundgeruch“ oder die von Mensch zu Mensch unterschiedliche Schweißbildung („Hyperhidrose“). Sicher wird in Kürze auch die „übermäßige“ Entstehung von Darmgasen („Flatulenz“) zur Krankheit werden. Dann kann auch mittels „heißer Luft“ anrüchiges Geld mit unsinnigen Gesundheitsprodukten verdient werden.

(van Heck GL et al., Psychological Topics, 2007; Vingerhoets AJ et al., Psychotherapy and Psychosomatics, 2002)