Während das Artensterben und der Raubbau an der Natur ungebremst fortschreiten, gilt bei internationalen Großkonzernen weiterhin die Devise: „Natürliche Ressourcen sind unerschöpflich“, kritisiert UNUmweltchef Achim Steiner im Gespräch mit der Süddeutschen Zeitung vom 12. Juli 2010. Allein die 3.000 global bedeutendsten Unternehmen verursachen einer neuen UN-Studie zufolge jährliche Umweltschäden von zwei Billionen (!) Euro.
Folgen: Die biologische Vielfalt auf der Erde nimmt in einem Maße ab, das es bisher in der Geschichte nie gegeben hat. Die Rate der vom Aussterben bedrohten Pflanzen und Tiere liegt 1000-mal höher als die historische natürliche Rate (UN: „globales Massensterben“). Rund ein Viertel aller Pflanzenarten ist vom Aussterben bedroht und die Zahl der Wirbeltierarten hat zwischen 1970 und 2006 um fast ein Drittel abgenommen.
Doch nicht nur Großkonzerne und Unternehmen stehen am Pranger, auch die durch EU-Programme zum Teil mit Milliarden subventionierten Landwirte tragen u. a. durch die zunehmende Versalzung der Böden und Vergiftung des Grundwassers (über die Freisetzung von Pestiziden) zur Umwandlung natürlicher Ökosysteme in Agrarsysteme und somit zum Verlust der Artenvielfalt bei. Auch unserem Bundesumweltminister Röttgen bleibt angesichts solcher Katastrophen nichts anderes, als – wie gewohnt – smart in die Kamera zu lächeln und festzustellen: „Wir müssen uns ernsthaft fragen, ob wir genug, ob wir das Richtige getan haben“.
Die einfache Antwortet lautet: Nein, in keinster Weise! Daß diese Regierung grundsätzlich etwas nicht begriffen hat, wird auch an dem von ihr jetzt bejubelten Atom-Kompromiß deutlich. Merkel und Röttgen sehen nicht, daß die Laufzeitverlängerung für Atomkraftwerke keine korrekte Antwort auf die Erdölkatastrophe im Golf von Mexiko ist. Sondern daß sie eben nur empfunden wird als das von der Regierung geförderte Taschenfüllen einer Atomlobby. Dabei sind gerade die Eigentümer solcher Unternehmen wesentliche Verursacher des Raubbaus an der Natur.
Unter den Folgen aber müssen wir alle leiden, in erster Linie diejenigen, die am wenigsten eine Schuld trifft: die Armen und Ärmsten der Welt. Nach Einschätzung der UN haben sich bislang nur zwei der hundert größten Unternehmen der Welt den Erhalt der Natur als strategisches Ziel auf die Fahnen geschrieben.
Doch auch wir selbst können etwas tun! Dabei genügt es schon, einmal bestimmte Gewohnheiten und Bequemlichkeiten des täglichen Lebens kritisch zu hinterfragen.
Vielleicht, liebe Leser, denken Sie das nächste Mal daran, wenn Sie Ihr mit Biodiesel betriebenes Auto nutzen wollen (➔ Biotreibstoffe sind heute die Hauptursache für den Hunger in der Welt, denn laut einer Studie der Weltbank hat die Nutzung von Pflanzen für Biotreibstoffe die Nahrungsmittelpreise um bis zu 75% in die Höhe getrieben. Statt im Magen landen diese also nun im Tank!) oder zum Schnorcheln in die bereits großflächig zerstörten Korallenriffe (➔ Artensterben) des Roten Meeres fliegen (➔ Flugverkehr ist ein Hauptfaktor des Klimawandels).
Fahrradfahren, Benutzung öffentlicher Verkehrsmittel, oder ein Urlaub im „urheimischen“ Deutschland oder Nachbarländern sind nur einige der vielen Möglichkeiten, die gemeinsamen Lebens-Grundlagen der Erde für uns und unsere Kinder zu bewahren und zu schützen. Klar ist auch: Wir brauchen dringend neue politische Persönlichkeiten, die in erster Linie an das Land und nicht an sich selbst denken.
[Sekretariat der Biodiversitäts-Konvention, Montreal, 2010.]