Die Zahlen sind dramatisch, die Folgen unvorhersehbar. Laut einer repräsentativen Umfrage fühlen sich drei Viertel der Deutschen übermäßig belastet und jeder zehnte Bundesbürger gibt sogar an, völlig ausgebrannt zu sein. In den Arztpraxen geben sich die Patienten die Klinke in die Hand. Experten diagnostizieren das Burn-out-Syndrom (engl. für ausgebrannt), Streßerkrankungen, Depressionen, emotionale und körperliche Erschöpfung. Selbst vor unseren Kindern macht dieser böse Trend nicht halt.
Traurige Tatsache: Jedes 5. Schulkind leidet heute unter Kopfschmerzen und undefinierbaren Bauchschmerzen. Antriebslosigkeit und das „Null-Bock-Gefühl“ sind Zeichen für eine ganze Generation. Alles erscheint sinnlos, das Leben ohne jede Perspektive. Bei Kindern ab dem 13. Lebensjahr ist der Suizid die zweithäufigste Todesursache. Trotz dieser Dramatik, die Gesellschaft schweigt und schaut zu. Also entfliehen unsere Kinder der Wirklichkeit und tun es den erwachsenen „Vorbildern“ gleich. „Koma-Saufen“ und stundenlanger TV-Konsum, das ewige Drücken von Knöpfen der Spielkonsolen, Klicken durchs Internet bis an den Rand der Erschöpfung. All das zeichnet eine Gesellschaft aus, die am Wendepunkt steht, doch leider ohne es bis dato wirklich wahrgenommen zu haben.
Wer keinen Streß hat, macht sich welchen
Fakt ist: Wir regen uns künstlich über schmelzende Polkappen und das Abholzen der Regenwälder auf. Wir kümmern uns um die Probleme der Dritten Welt, und wir fürchten uns vor Terroranschlägen. Doch das reicht uns nicht. Wir setzen uns – mal freiwillig, mal unfreiwillig – dutzendfach weiteren sogenannten modernen Stressoren aus. Neben der permanenten Reizüberflutung durch elektronische Medien sind wir pausenlos Attacken auf unser Gehör ausgesetzt. Der Tag gegen den Lärm – ein einziger Witz. Monate gegen den Lärm müßten wir begehen, damit einmal Ruhe herrscht. Sogar auf dem Land hat man heute keinen Frieden. Wenn nicht irgendwo eine Kettensäge lärmt, dann brüllen Rasenmäher oder die dröhnenden Bässe der „Scheunen-Partys“ treiben uns an den Rand des Wahnsinns. Wir gebärden uns, als müsse man die Ruhe übertünchen. Bloß keine Stille aufkommen lassen, man könnte ja in die Verlegenheit geraten, einmal über sich selbst und über sein Leben nachzudenken. Nein, lieber nicht! Wer weiß, was einem am Ende alles bewußt würde. Und wenn’s nicht lärmt, dann stinkt es. Tausende von Tonnen Gülle werden täglich auf deutsche Felder geklatscht, frische Landluft heißt das dann und ist doch im Grunde nichts anderes als Kacke. In jeder Beziehung. Vor allem können wir diesem Angriff nicht entfliehen. Wir können uns nicht dauerhaft die Nase zuhalten, wir müssen schließlich atmen. Also leben wir mit der Kacke, die in der Stadt Autoabgas, Müllverbrennung oder Industriemief heißt.
Geschafft – genervt – gelähmt
Unsere Konsequenz: Wir geben auf. Wie erlahmen, denn die Zahl der Dinge, die einem täglich das Leben sauer machen, die uns verzweifeln lassen und die uns frustrieren, ist einfach zu groß. Und die Zahl der sogenannten Stressoren (siehe Das aktuelle Thema), die uns massiv krank machen, steigt. Vom Tod eines Angehörigen und Scheidung bis hin zu Weihnachten und Urlaub. Ja, sogar die angeblich schönste Zeit des Jahres bedeutet für immer mehr Deutsche Gefahr für die Gesundheit. Statt Erholung für Körper und Geist, machen wir uns in nahen und fernen Ländern fertig. Was einleuchtet, wenn man nur an die Millionen Menschen denkt, die sich gleichzeitig an winzigen Stränden um ein Plätzchen für das Badetuch streiten, die sich literweise Alkohol in den Körper schütten und sich mit Krawall-Musik das Gehör wegdröhnen. Hurra, wir leben noch! Das Alte Testament kommt einem in den Sinn. Der Tanz ums Goldene Kalb, Sodom und Gomorrha. Oder ist es nur der verzweifelte Kampf von Menschen, die instinktiv merken, daß es so nicht weitergehen kann? Also beschließen wir: Schluß damit. Der tagtägliche Lebensk(r)ampf macht uns ohnehin fix und fertig. Ab aufs Sofa und den Fernseher an. „Sollen uns die selbstgefälligen Typen aus Politik und Wirtschaft doch in Ruhe lassen“, denken wir, „die machen doch ohnehin was sie wollen“. So nörgeln wir uns durch den Alltag und ergeben uns dem Schicksal. Klingt vielleicht sogar verständlich, ist aber fatal. Unser Organismus hat Mechanismen entwickelt, die nicht nur seit Urzeiten festgelegt sind, sondern die sich auch bewährt haben.
Der ursprüngliche, der gesunde Ablauf ist anders: einfach – direkt – wirkungsvoll und am Ende sehr gesund. Wie genau? Lesen Sie Das aktuelle Thema.