Folgende Episode fand vor ca. 25 Jahren in Münster in Westfalen statt: Ein junger Student besucht eine Ärztin am Prinzipalmarkt. Der Grund: Oberbauchbeschwerden mit aufgeblähtem Magen, Aufstoßen, leichte Übelkeit und Herzstiche. Die etwa 60jährige Ärztin sah sich den Studenten genau an. Sie schaute ihm in die Augen, betrachtete seine Gesichtsfarbe, seine Finger, beobachtete sein Sprechen und seine Bewegungen. Sie fragte nach Details aus seinem Leben, nach seiner Familie, seiner Wohnung, der bevorstehende Prüfung im Studium. Kurz: Sie nahm sich Zeit! Nach etwa einer Stunde sagte sie gelassen: „Junger Mann, Sie haben nichts außer einer leichten Nervosität – und die ist sogar ganz gesund vor einer anstehenden Prüfung.“ Die Ärztin riet dem „Patienten“ sich mehr körperlich zu bewegen und weniger über Krankheiten zu lesen und zu reden. Zur sofortigen
Linderung der Beschwerden empfahl sie feuchte Wärme auf dem Oberbauch, für zwei Wochen Haferbrei mit etwas Butter als Frühstücksdiät und als Hauptgericht mehr Bitterstoffe und schmackhafte, gut gewürzte Speisen. Der junge Mann bestand seine Prüfung und wurde nachhaltig von seinen Beschwerden befreit.
Medizin heute
Heute praktiziert diese Ärztin leider nicht mehr. Heute praktizieren andere. Sie würden – nein, sie müssen für dasselbe Beschwerdebild fünf bis zwanzig meist invasive Diagnoseverfahren anwenden, drei bis zehn chemische Präparate verordnen und den Patienten immer und immer wieder zur Kontrolle in die Praxis bestellen. Das Ergebnis heute: Der Patient wird zu einem chronischen Fall und produziert in den nächsten 20 Jahren Kosten i.H.v. 50.000 bis 1 Million Euro. Im Fall des Studenten wäre sogar die Prüfung in Gefahr: Er hätte bei der Vielzahl an Untersuchungen keine Zeit mehr zum Lernen und Leben. Heute sind mehr denn je so genannte „wissenschaftliche Mediziner“ tätig, die blauäugig nach der modernen evidenzbasierten Medizin arbeiten, was nichts anderes bedeutet als: Wie behandele ich möglichst langfristig und damit am lukrativsten? Diese Methode funktioniert so gut, da Politiker und Medien ununterbrochen die Angst der Patienten schüren. Vergessen wird hierbei, daß die moderne Wissenschaft sehr kurzlebig ist. Nur kleine Teile davon, nämlich die, die sich bewähren, werden zur Tradition. Ich betrachte die moderne Wissenschaft als kleines Hilfsmittel, nicht als den Weg des Lebens. Die Medizin revidiert sich alle zwei bis drei Jahre selbst. Gute Therapeuten und auch die Notfallmedizin, vor der ich hohen Respekt habe, wissen das. Die Mediziner-Generation der modernen Wissenschaft ist inzwischen überall hin exportiert. Zunächst von USA und Mitteleuropa ausgehend nach Südeuropa und dann, als Entwicklungshilfe verpackt, nach Afrika und Südostasien. Nur nicht nach China. Die Chinesen sind intelligent genug, das System zu durchschauen und bleiben bei ihrer eigenen, traditionellen chinesischen Medizin. Hingegen ist bei uns Europäern die Traditionelle Europäische Medizin (TEM) verpönt. Ist sie denn minderwertiger als die der Chinesen? Die Traditionelle Europäische Medizin ist die Urheimische Medizin für Europäer. Sie ist genauso wertvoll, vielleicht sogar wertvoller, denn sie ist älter und reifer.
Gute Therapeuten
Gibt es heute noch Therapeuten, die nicht die Symptome behandeln sondern sich zunächst umfassend dem individuellen Wesen des Erkrankten nähern und durch äußere Kennzeichen die Krankheit erkennen? Gibt es noch diese Therapeuten, die sich Zeit nehmen, den ganzen Menschen betrachten und invasive, schädliche Diagnoseverfahren vermeiden? Und noch wichtiger: Wo findet man sie? Den Therapeuten, der die Traditionelle Europäische Medizin noch beherrscht und anwendet, kann man mit der Lupe suchen. Man findet ihn höchstens noch unter den Idealisten, denn die meisten Patienten wissen solche Therapeuten nicht mehr zu schätzen. Sie werden als „antiquiert“ und „wissenschaftlich nicht auf der Höhe“ abgestempelt. Da geht man doch lieber zum technisch perfekt ausgestatteten Kollegen um die Ecke (Das modernste Gerät und das teuerste Medikament sind gerade gut genug). Die Schwierigkeit besteht darin, einen solchen Therapeuten zu erkennen. Wir sind in der glücklichen Lage, den Genius der Medizin-Geschichte, Herrn Prof. Dr. Dr. Dr. Gundolf Keil (selbst Arzt) im Herbst anläßlich eines Seminars bei uns im Hause begrüßen zu dürfen. Er wird uns und allen interessierten Ärzten und Heilpraktikern zeigen, woran man diesen Therapeuten erkennt. Selbstverständlich werden wir in der anschließenden Ausgabe der Urheimischen Notizen eine Zusammenfassung seines Vortrages auch unseren Lesern zugänglich machen. Die ausführliche Version seines Vortrages schicken wir danach gerne auf Wunsch zu. Vielleicht gehören Sie zu den wenigen Glücklichen, die einen guten Therapeuten, wie es die Ärztin am Prinzipalmarkt war, kennen. Wir wären Ihnen sehr dankbar, wenn Sie uns seine Praxisanschrift mitteilen. So können wir ihn weiterempfehlen und andere könnten von ihren „chronischen, zeitaufwendigen Krankheiten“ befreit werden.
Ihr Dr. G. Pandalis