Mal wird uns die Mittelmeerdiät, dann die Kreta-Kost, im nächsten bunten Blättchen die Trennkost, dann wieder irgendeine Eier- oder Essigdiät schmackhaft gemacht. Alle sollen sie garantiert unser Leben verlängern. Speziell die Mittelmeerdiät soll Hundertjährige wie am Fließband produzieren. Mag sein. Aber ganz sicher keine hundertjährigen Schweden, Niederländer oder Deutsche. Niemand lebt länger, nur weil er plötzlich etwas ganz anderes ißt als er gewohnt ist. Das Gegenteil ist der Fall. Zum Beweis: in der sogenannten „Sieben Länder-Studie“, in der ausschließlich Mittelmeerkost verabreicht wurde, sank das Sterberisiko für die griechischen Versuchspersonen um 45 Prozent. Bei den Niederländern jedoch erhöhte sich das Sterberisiko um 36 Prozent. Erstaunlich? Nein, überhaupt nicht. Nicht für jemanden, der sich mit der Urheimischen Philosophie nach Dr. Pandalis beschäftigt hat.
Betrachten wir die Ernährung der Griechen einmal genauer (gemeint ist das was Griechen wirklich essen, nicht das, was leichtgläubige Touristen aufgetischt bekommen). Auf den Tellern finden wir Mittelmeerfisch (im Sommer mehr, im Winter weniger), fettes Fleisch (davon gibt es dafür im Winter mehr und im Sommer weniger), Oliven, Knoblauch, Zwiebeln, Oregano, Kapern, wildgewachsenen Lattich und Lauch, fast täglich jede Menge Hülsenfrüchte, Kapern, Lorbeer, Schafkäse, Gemüse und reichlich Olivenöl. In den Gläsern gibt es Rotwein, zur Verdauung einen Anisschnaps. Das alles nehmen die Griechen vorzugsweise in aller Ruhe am späten Abend zu sich.
Wir haben unsere Haus-Trophologin, Frau Dipl.-Troph. Jane Doberenz, gefragt, was denn nun das Geheimnis der Mittelmeerdiät sei. Es fällt auf, sagt Frau Doberenz, daß die Mittelmeerdiät ausgesprochen vielseitig ist. Sie enthält charakteristische Substanzen wie Polyphenole, komplexe Kohlenhydrate, Bitterstoffe, Omega-Fettsäuren, Terpene und Schwefel in reduzierter Form. All diese Leitsubstanzen der Mittelmeerdiät sind auch den Organismen der Niederländer und der Deutschen bekannt. Nur – und das ist der springende Punkt! – kennen sie die Verpackung sprich die Lebensmittel, in denen die Substanzen enthalten sind, nicht!
Und in dieser Verpackung – den Lebensmitteln – befinden sich Tausende von Stoffen, die den Organismen von Niederländern und Deutschen vollkommen unbekannt sind. Das ist auch der große Denkfehler derjenigen, die die Mittelmeerdiät leichtfertig jedermann empfehlen. Südeuropäern ist sie tatsächlich zu empfehlen, Mitteleuropäer sind damit schlecht beraten. Sie sollten sich an ihre eigene traditionelle Ernährung halten.
Die eigene traditionelle Ernährung – wir nennen sie urheimisch – hat sich über Jahrhunderte gebildet und bewährt. Die Menschen haben sich an das, was schon ihre Vorfahren auf den Tellern hatten, gewöhnt. Der Organismus hat gelernt mit den vertrauten Stoffen umzugehen. Der Körper verwertet ihm bekannte Lebensmittel optimal und reagiert gelassen auf die Nahrungsaufnahme. Über zehn Generationen – oder 300 Jahre – dauert so ein Gewöhnungsprozeß. Der Organismus der niederländischen Versuchspersonen hatte diese Zeit jedoch nicht! Für ein langes und gesundes Leben sollen sie sich urheimisch, das heißt mitteleuropäisch, ernähren.
Wir fragten Frau Doberenz, ob unsere urheimischen Lebensmittel auch alle positiven Substanzen der Mittelmeerdiät enthalten.
Unsere traditionelle mitteleuropäische Ernährung, sagt Frau Doberenz, ist für uns genau so gesund und reichhaltig wie es die Mittelmeerdiät für die Südeuropäer ist.
Die viel gelobten Omega-Fettsäuren zum Beispiel finden sich nicht nur in Fisch, sondern auch in Schweinefleisch. Allerdings sollte es sich um ein – nennen wir es „Naturwiesenschwein“ – handeln und nicht um ein mit Industriefutter gemästetes Betonschwein. Die Antwort auf die Frage nach dem richtigen Öl kann nur lauten: das urdeutsche Öl heißt Leinöl! Der Verzehr von urheimischem Gemüse sorgt für eine ausgewogene Zufuhr von Vitaminen, Mineralien und Ballaststoffen. Die Schwarzwurzel wäre hier zu nennen, Karotten, Grünkohl, Stielmus, Mangold und Rote Rüben. Das Ganze bitteschön unbehandelt in Bio-Qualität! Vom Bio-Bauern oder aus dem eigenen Naturgarten! Südländer schwören auf Artischocke zur Fettverdauung, wir Mitteleuropäer haben da für uns aber auch ganz wunderbare Pflanzen: Hopfen, Sauerampfer und Löwenzahn liefern uns die wichtigen Bitterstoffe. Und erst unsere herrlichen alten Gewürzpflanzen! Senf, Bohnenkraut, Fenchel, Sellerie, Meerrettich, Vogelmiere! Diese Pflanzen dürfen nicht in Vergessenheit geraten, weil wir sie für ein gesundes langes Leben brauchen. Polyphenole finden wir reichlich in jedem Apfel, im Holunder, in Brombeeren und Birnen. Auch für die notwendige Entwässerung des Körpers gibt es eine urheimische Pflanzen: Dreiblatt mit seinem sehr hohen Kaliumgehalt. Salicornia mit seinem hohen Anteil an pflanzlich gebundenem Jod ist die Alternative für Fischverächter und Vegetarier. Es ist alles da, und alles ganz in der Nähe. Und auch was die alkoholischen Getränke betrifft: jedes Volk trinkt das, was traditionell und gut ist. Der Grieche Rotwein und Anisschnaps, der Deutsche eben das Bier und den Wacholderschnaps.
Fazit: Wenn sich in besagter Studie die Niederländer urheimisch-niederländisch ernährt hätten, dann hätten sie das gleiche gute Ergebnis erzielt wie die Griechen mit ihrer Mittelmeerdiät!