Die Fußballweltmeisterschaft 2006 ist vorbei. Man erkennt es daran, daß Frau Merkel in eine geistige Abseitsfalle getappt ist und sich mit Hilfe ihrer Pressesprecherin, der BILD-Zeitung, bei Bundestrainer Klinsmann bedankt hat. Leider hat sie vergessen, die Deutschen aufzufordern, die Nationalflaggen von den Autos zu entfernen. Wird vielleicht deswegen so unverdrossen weitergefeiert in deutschen Landen? Die Bundesrepublik scheint das Partyland Nummer eins werden zu wollen. Gefeiert wird überall: in zu fahrbaren Lautsprechern umgebauten Autos, in Scheunen, auf Stoppelfeldern und unter Plastikzelten. Organisiert werden diese Promille-Spektakel nicht nur von privaten Feierwütigen, sondern auch von Städten, Gemeinden, Vereinen und erstaunlicherweise auch immer häufiger von den christlichen Kirchen. „Party machen“ ist offensichtlich zum Lebensinhalt geworden, König Alkohol zum bevorzugten Freizeitpartner. Ein Grund zum Saufen scheint sich immer zu finden, und wenn sich mal keiner findet, dann ist das erst recht ein Grund. Was ist los mit uns Deutschen? Ist aus dem Land der Dichter und Denker etwa ein Land der Gröhler und Trinker geworden? Hat sich der Kopf vom Denkapparat zum Hohlorgan entwickelt? Werden deswegen die leeren Birnen regelmäßig „zugedröhnt“?
Sensible Naturen leiden unter dem Dauerbeschuß aus Lautsprechern und Trinkerkehlen. Doch die Leidenden werden nicht gefragt. Sie sind den Lärm- und Sauforgien wehrlos ausgeliefert.
Den Politikern scheint das alles egal zu sein. Oder ist es Ihnen sogar recht? Der Verdacht drängt sich auf. Wer trinkt, denkt nicht. Protest kommt nicht aus der Pulle. Unter einem 3000-Watt-Lautsprecher lassen sich keine kritischen Gespräche führen. Und auch keine aufrührerischen und unbequemen.
„Feier“ stammt übrigens vom althochdeutschen Wort „fira“. Die ursprüngliche Bedeutung war Ruhe, Entspannung, kreative und anregende Schaffenspause. Davon sind wir weiter entfernt denn je.
In Anlehnung an das Dankes-Schreiben von Bundeskanzlerin Angela Merkel vom 10.07.2006