Süßdolde – man sucht sie nicht mit den Augen, sondern findet sie durch ihren Duft
Ihr bekanntester deutscher Name Süßdolde mag in die Irre führen, denn süßlich schmeckt bestenfalls die möhrenartige Wurzel von Myrrhis odorata (Linné) Scopoli, während die übrigen Pflanzenteile nur aromatisch nach Ouzo duften. Diesen Duft verströmt die daher auch als Aniskerbel bezeichnete Pflanze vom Blütenstand bis zur Wurzelspitze das ganze Jahr über. So eignet sich die ausdauernde, stets grüne Umbellifere als Zimmerpflanze, die winterliche Stuben mit ihrem angenehmen Duft erfüllt. Der Eigenanbau, auch auf dem Balkon, schont die Wildbestände der Süßdolde, die als „extrem selten“ auf der Roten Liste geführt wird. Die Wurzeln („Nappenmöhren“) galten einst als Arme-Leute-Essen, sind roh oder als gekochtes Wurzelgemüse mit Bio-Butter aber eine leicht süßliche nach Anis schmeckende Köstlichkeit. Grüne Stengel, Äste, Blätter, und Blütenstände werden in Kräutersuppen, als Salat oder in breiiger Zubereitung wie heute der Spinat gegessen. Magenstärkende Wirkung schrieb man einst auch weihnachtlichem (Pfefferkuchen-)Gebäck zu, was sich in der Namengebung niedergeschlagen hat und dem Doldenblütler Benennungen wie „Lebkuchenkraut“ (herba de biscôme) im Waadtland oder „Christkindlakraut“ im Riesengebirge eintrug. So ist die Süßdolde unser Tip für die Weihnachtsbäckerei.
Mit besonderem Dank an
Prof. Dr. Dr. Dr. Gundolf Keil.