Einst war es selbstverständlich, daß Kinder und Eltern gemeinsam in einem Bett schliefen; Mütter trugen Säuglinge auch bei der Feldarbeit eng am Körper. Nestwärme war keine Metapher, sondern wörtlich allgegenwärtig. Distanzierung mit Kinderzimmern und -wagen fand sich erst spät und zuerst bei bessergestellten Stadtbürgern; zum Massenphänomen wurde die Trennung mit dem allgemeinen Wohlstand. Dazu wurde bald eine erziehungspsychologische Ratgeberliteratur populär, die Abhärtung und Entindividualisierung durch möglichst große Bindungsarmut zu erzielen suchte. Noch heute meinen manche, schreiende Kinder würden wir verderben, wenn wir sie aus dem Bett heben und trösten.