Medizin, die uns sympathisch ist
Bei Atemwegsinfekten gehen die Menschen zum Arzt, schon weil der Gesetzgeber die Krankschreibung verlangt. Viele aber wollen sich selbst helfen, wenn es draußen wieder ungemütlich wird, wenn Husten, Schnupfen, Heiserkeit und Grippe Hochsaison haben. Dann nehmen wir die alte religiöse Weisheit beim Wort: Die Erkältung ist der Inbegriff aller Krankheiten. Alles steht in Gottes Hand, nur nicht Erkältung und Erhitzung, vor denen man sich selber hüten muß. [1]
Weil alles mit allem zusammenhängt…
…haben wir dafür weitaus mehr Möglichkeiten als nur heißen Tee (der trotzdem gut ist, siehe Infokasten). Der richtige Reiz am richtigen Ort kann sich positiv auf weit entfernte Regionen des Organismus auswirken. Das Phänomen kennt jeder aus seinem Alltag: Schon beim Anblick einer appetitlich angerichteten Mahlzeit läuft uns das Wasser im Munde zusammen, und erst der Duft… Solche optischen und olfaktorischen Reize rufen unwillkürlich eine Wirkung auf unseren Verdauungstrakt hervor, der sich durch die Ausschüttung von Speichel und anderen Verdauungssäften auf die Speise vorbereitet und den Appetit anregt.
Dieses Prinzip der Fernwirkung ist in der Natur allgegenwärtig (für ein weiteres Beispiel siehe Kurz und bündig). Es nutzten intuitiv schon unsere Großmütter und deren Großmütter. Bei einer Erkältung gab es beispielsweise scharf gewürztes Essen.
Aus gutem Grund: Vermittelt über die Reizung der Mund- und Magenschleimhaut fangen wir unwillkürlich an zu schwitzen. Das hilft uns, gesund zu werden, denn bei höherer Körpertemperatur kommen unsere Immunzellen schneller zu den Krankheitserregern. [2]
So haben wir auch keine Angst vor Fieber und lassen die Finger von chemischen Fiebersenkern, die unsere Immunantwort beeinträchtigen. Steigt die Körpertemperatur aber bis zu 39 °C und höher, legen wir kühlende Wadenwickel an und nutzen so eine weitere Fernwirkung: Mit der Kälte am Bein senken wir zuverlässig hohes Fieber im gesamten Organismus, gefahrlos sogar bei Kleinkindern. [3] Die Wickel müssen nicht eiskalt sein, sondern relativ nur kälter als die Körpertemperatur.
Nah und fern
Natürlich können wir gereizten Schleimhäuten aus der Nähe Gutes tun: Inhalieren wir heißen Teedampf (ohne Gerät, einfach mit einem Handtuch über eine Schüssel), so befeuchten wir die Schleimhäute und helfen, den Schleim in Rachen und Nase zu verflüssigen. [4] Dabei greifen wir immer nur zu Tee in Bio-Qualität wie Cystus®, um uns nicht durch die Hintertür zu vergiften (siehe Kurz und bündig). Als weitere Nahwirkung entlastet Cystus® das Immunsystem, indem seine hochpolymeren Polyphenole Viren umhüllen und am Eindringen in die Zellen hindern. An den restlichen Erregern lernt unsere Abwehr, den Eindringling künftig noch besser zu bekämpfen.
Kombiniert mit der Süßholzwurzel (Cystus 052® Süßholz) kommt wieder eine Fernwirkung ins Spiel: Die Süßholzwurzel gehört zu den sogenannten Reflexexpektorantien. [5] Ihre Saponine regen die Produktion von dünnflüssigem Schleim an, der gut abgehustet werden kann, und erleichtern den Abtransport von zähem Schleim (sekretolytische und sekretomotorische Wirkung). [4] Außerdem werden auf dem Reflexweg die Flimmerhärchen (Zilien) zu erhöhter Aktivität stimuliert. Die Bewegung dieser Härchen sorgt ebenfalls für den Schleimtransport nach außen.
Stimulation, Symptom und Ursache
Reflexexpektorantien helfen uns, weil die Nervenversorgung des Magens und der Atemwege über den Hirnstamm (Medulla oblongata) und den Nervus vagus miteinander verbunden sind. Die
Stimulation des einen Nervs überträgt sich über einen anderen Nerv auf ein anderes Organsystem.
Dasselbe Prinzip der Fernverbindung nutzen viele heilsame Anwendungen, die unter den verschiedensten Namen bekannt sind, beispielsweise klassische Massagen, das Schröpfen, die Segmenttherapie, die Stimulation der Head-Zonen (dazu mehr in einer der nächsten Urheimischen Notizen). Das empirisch gewonnene Wissen unserer Vorfahren verstehen wir heute mehr und mehr. Welche Schule den Anfang machte, ist gar nicht wichtig. Wichtig ist, daß Therapien, die die Fernwirkung nutzen, den ganzen Menschen erfassen und nicht ein defektes Teil wie bei einer Maschine.
So ist die heiße Brühe, die uns ein lieber Mensch bei Erkältung kocht, zwar auch wegen der Hitze gut für uns, diskutiert werden außerdem antientzündliche Effekte der Inhaltsstoffe. [6] Aber es ist vor allem die Fürsorge anderer, die unsere Seele streichelt. Auch das ist von der modernen Wissenschaft längst erklärt: Unter psychischer Anspannung sind wir anfälliger für Infekte. [7] Deswegen ist die beste Vorbeugung nicht nur ein gesundes Leben in allen stofflichen Belangen – Vermeidung von Giften, urheimische Lebensmittel, Anwendung von Kälte, Wärme und bewährten Heilpflanzen. Die gesunde Psyche ist genauso wichtig. Echter Sinn im Leben (siehe UHN 2/2019), Ordnung und Beständigkeit sind dafür unabdingbar.
Urheimische Tips bei Atemwegserkrankungen
• Ausreichend Ruhe – und guter Schlaf: Unser Immunsystem arbeitet dann am besten, wenn die Konzentration an Streßhormonen im Schlaf am geringsten ist. [8] Bei quälendem Hustenreiz ist das Schlafen leichter gesagt als getan. Cystus® beruhigt gereizte Schleimhäute. Dazu trinken wir hin und wieder eine Tasse unseres Mädesüßblütentees. Spiraea, ein alter Name des Mädesüß, war der Pate für synthetisches Aspirin®. Allerdings: Die schädlichen Wirkungen auf den Magen hat das natürliche Mädesüß nicht.
• Gesüßter Tee reizt über die Geschmacksknospen für Süß parasympathisch die Bronchien, mehr Schleim zu produzieren. [4] Erwachsene greifen gerne zum Honig, der für Kinder aber tabu ist! Eine ungefährliche und wohlschmeckende Alternative auch für Veganer ist Zuckerrübensirup.
• Ansteigende Fußbäder sind besonders bei beginnender Erkältung geeignet: Anfangs stellen wir die Füße in lauwarmes Wasser und geben nach und nach heißes Wasser hinzu, bis das Fußbad fast unangenehm wird – aber auf keinen Fall darüber hinaus! Der Temperaturreiz an den Füßen sorgt reflektorisch für besser durchblutete Schleimhäute und steigert so die Immunabwehr. [4] Den Reiz können wir durch Zugabe der Teuto® Wärme Auflage noch verstärken.
• Regelmäßige Leser/-innen der Urheimischen Notizen wissen, daß wir weder Duschen noch Sprays in die Nase geben. Bei verstopfter Nase lassen wir Wasser aus dem Hahn über Stirn und Nase rinnen. Das läßt die Schleimhäute abschwellen und erleichtert das Atmen.
• Kalte Rückenwaschungen für bettlägerige Patienten: Nicht nur im Winter haben bettlägerige Patienten ein erhöhtes Risiko für Lungenentzündungen. Eine effektive Vorbeugung ist die kalte Rückenwaschung. [3]
• Brummen: Den Abtransport von tief- und festsitzendem Schleim unterstützen wir mechanisch: Beim langsamen Ausatmen halten wir eine Hand nah an den Mund und gleichzeitig brummen wir mit ganz tiefer Stimme. Mit der letzten Luft husten wir sanft. Die Vibrationen im Brustkorb lockern den Schleim, das Husten wirft ihn aus. [4]
[1] https://www.pandalis.de/de/aktuell/detail/artikel/urheimische-tips-zum-herbstbeginn/
[2] Lin C et al. (2019): Fever Promotes T Lymphocyte Traffickingvia a Thermal Sensory Pathway Involving Heat Shock
Protein 90 and α4 Integrins. Immunity 50(1): 137–151.e6.
doi: 10.1016/j.immuni.2018.11.013.
[3] Heisig N (Hrsg.): Innere Medizin in der ärztlichen Praxis. Vom Leitsymptom zu Diagnose und Therapie. Stuttgart, New
York 1985.
[4] Schilcher H et al.: Leitfaden Phytotherapie. München 20104.
[5] Rieben FW: Praktische Lungen- und Bronchialheilkunde. Grundlagen – Diagnosen – Therapie. Darmstadt 1985.
[6] Rennard BO et al.: Chicken soup inhibits neutrophil chemotaxis in vitro. Chest. 2000 Oct;118(4):1150-7. doi: 10.1378/
chest.118.4.1150
[7] Cohen S et al.: Psychological Stress and Susceptibility to the Common Cold. N Engl J Med 1991; 325:606-612. doi:
10.1056/NEJM199108293250903.
[8] Dimitrov S et al. (2019): Gas-coupled receptor signaling and sleep regulate integrin activation of human antigenspecific
T cells. Journal of Experimental Medicine Feb 2019, jem.20181169. doi: 10.1084/jem.20181169.