Der Klimawandel taugt aber nicht als umfassende Erklärung: Wo es viele Zecken gibt, da müßte es eigentlich auch viele ihrer Feinde geben – das regelt eine intakte Natur alleine. Nur bei uns gibt es diese Feinde kaum. Fadenwürmer, die Erzwespe und ein bestimmter Pilz könnten die Zecken im Zaum halten. [8, 9] Wissenschaftler versuchen schon seit längerem, diesen Pilz in die Natur einzubringen, um so die Zecken zu dezimieren. [10]
Wir sind uns sicher, daß dies der falsche Weg ist: Ein weiterer menschlicher Eingriff mit unabsehbaren Nebeneffekten wird kein natürliches Gleichgewicht herstellen. Genau das braucht es aber, um die übermäßige Verbreitung von Zecken und alles andere, was zukünftig aus dem Ruder laufen wird, zu vermeiden.
Daß die Natur sich selbst zu helfen weiß, zeigen Untersuchungen von Zecken, die zuvor an Wiederkäuern gesaugt haben: Anschließend sind sie ungefährlich. [11] Mit einer verantwortungsvollen Haltung von Kühen, Schafen und Ziegen auf Weiden und nicht eingepfercht in Ställen würde ein Teil der infektiösen Zecken also bereits gebannt werden. Ein verantwortungsvolles Handeln erfordert auch, die Welt nicht weiter mit Insektiziden zu verpesten. So könnten sich die Erzwespen im natürlichen Rahmen vermehren und ihren Teil beitragen zur Eindämmung der Zecken. Das würde auch die dramatisch geschädigte Vogelwelt retten: Die Vogeljungen verhungern massenhaft – weil es kaum noch Insekten gibt. [12] Vögel als Freßfeinde der Zecken sind für Deutschland nicht untersucht, vielleicht auch, weil die Agrarlobby solche Forschung zu verhindern weiß. In den USA aber galt das Helmperlhuhn lange als die „Volksabwehr“ gegen Zecken und hat seinen Appetit darauf nachgewiesen. [13] Welcher urheimische Vogel diese Rolle hierzulande übernehmen könnte, wissen wir nicht. Wie werden es auch nie erfahren, wenn die Ausrottung der Insekten- und Vogelwelt weitergeht. Auf den durch Windräder unerreichbaren Flächen wird kein Vogel mehr zum Fressen landen.
1. Füßler C (2018) Gibt es so viele Zecken wie noch nie? FAS
2. Brugger K, Walter M, Chitimia-Dobler L et al. (2018) Forecasting next season’s Ixodes ricinus nymphal density: the example of southern Germany 2018. Exp Appl Acarol 4(4): 97. doi: 10.1007/s10493-018-0267-6
3. Tropische Zecke in der Pfalz gefunden. Ärzte Zeitung online, 29.08.2018
4. Mehlhorn H (2012) Die Parasiten des Menschen. Spektrum Akademischer Verlag, Heidelberg. doi: 10.1007/978-3-8274-2271-2
5. Rauer S Neurol. Uniklinik Freiburg, Koordinator der S3-Leitlinie „Neuroborreliose“ in MMW 2018.9/160 (9/2018)
6. Niedersächsische Landesgesundheitsamt (2018) FSME Frühsommer-Meningoenzephalitis. URL = https://www.nlga.niedersachsen.de/infektionsschutz/ krankheitserreger_krankheiten/fsme/fsme-fruehsommer-meningoenzephalitis-19346.html
7. Gray JS, Dautel H, Estrada-Peña A et al. (2009) Effects of climate change on ticks and tick-borne diseases in europe. Interdiscip Perspect Infect Dis 2009: 593232. doi: 10.1155/2009/593232
8. Samish M, Alekseev E, Glazer I (2000) Biocontrol of ticks by entomopathogenic nematodes. Research update. Ann N Y Acad Sci 916: 589–594
9. Bohacsova M, Mediannikov O, Kazimirova M et al. (2016) Arsenophonus nasoniae and Rickettsiae Infection of Ixodes ricinus Due to Parasitic Wasp Ixodiphagus hookeri. PLoS ONE 11(2): e0149950. doi: 10.1371/journal.pone.0149950
10. Sebastian P, Mackenstedt U et al. (2014) Ökologie von Zecken als Überträger von Krankheitserregern in Baden-Württemberg und biologische Zeckenbekämpfung. Bundesgesundheitsbl. 57: 549. doi: 10.1007/s00103-013-1929-5
11. Hartwig A. Was jeder über die Zecken-induzierte Borreliose vom Typ Lyme-Krankheit, bzw. Lyme-Borreliose vor dem Gang zum Hausarzt wissen sollte! URL = https://borreliosezecken- ms.de/merkbl.html
12. Hallmann CA, Foppen, Ruud P B, van Turnhout, Chris A M et al. (2014) Declines in insectivorous birds are associated with high neonicotinoid concentrations. Nature 511(7509): 341–343. doi: 10.1038/nature13531
13. Duffy DC et al. (1992) The effectiveness of Helmeted Guineafowl in the control of the deer tick, the vector of Lyme disease. Willson Bull. 104(2): 342-345