Es sind nicht nur die chemischen Gifte, mit denen wir die Insekten töten und das ökologische Gleichgewicht zerstören. Es ist auch das künstliche Licht, das zu Land und zu Wasser Flora und Fauna verwüstet. In zwei Studien haben Wissenschaftler vom Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB) die konkreten Auswirkungen von Kunstlicht auf Gewässer und angrenzende Ökosysteme nachvollzogen. [1, 2] Die Ergebnisse sind alarmierend: Raubfische erlegen unter Kunstlicht leichter Beutefische, die ihrerseits weniger Insekten und deren Larven fressen. Desorientierte Wasserinsekten wandern an Land, wo massenhaft Spinnen und Raubinsekten auf sie warten. Eigentlich nachtaktive Spinnen sind bis in den Tag hinein auf Jagd. Die Biomasse der ersten Glieder der Nahrungskette, der am Grund lebenden Autotrophen wie Algen und Cyanobakterien, nimmt ab. Was das für die höheren Ebenen bedeutet, können wir nur erahnen. Daher kann es nur eine Schlußfolgerung geben: Jedes verzichtbare Licht muss eingespart werden – sofort. Beginnen können wir alle selbst: Haus und Garten brauchen keine weihnachtliche Festbeleuchtung!
[1] Manfrin, A. et al.: Artificial Light at Night Affects Organism Flux across Ecosystem Boundaries and Drives Community Structure in the Recipient Ecosystem. In: Frontiers in Environmental Science. – 5 (2017) art. 61. DOI: 10.3389/fenvs.2017.00061
[2] Grubisic, M. et al.: Artificial light at night decreases biomass and alters community composition of benthic primary producers in a sub‐alpine stream. In: Limnology and Oceanography. – 62 (2017) 6, S. 2799-2810. DOI: 10.1002/lno.10607