Bisphosphonat: Bisphosphonate hemmen die Tätigkeit der Osteoklasten, also der Zellen, die für den Knochenabbau verantwortlich sind, und blockieren dadurch die Calciumfreisetzung aus den Knochen. Sie stoppen so den Knochenabbau. Neben den Osteoklasten gibt es noch die Osteoblasten, die für den Knochenaufbau zuständig sind. Deren Tätigkeit wird nicht gehemmt. Bisphosphonate stören somit das empfindliche Gleichgewicht in unserem Körper.
Calcium-Antagonist: Dieses Antihypertensivum (Blutdrucksenkendes Medikament) bewirkt, daß in der glatten Muskulatur unserer Arterien die Öffnung spannungsabhängiger Calciumkanäle blockiert wird. Durch die geringere Calciumkonzentration in den Zellen kommt es zu einer Entspannung der Gefäße und damit zu einer Blutdrucksenkung. Da dieser Wirkmechanismus auf arterielle Blutgefäße beschränkt ist, erweitern sich Gefäße ohne glatte Muskulatur nicht. Als Folge staut sich das Blut vor den Kapillaren in der Peripherie, Wasser tritt aus den Gefäßen und Knöchelödeme entstehen.
Diuretika: Diuretika werden im Volksmund auch „Wassertabletten“ genannt. Sie schwemmen Wasser aus dem Körper und können so Ödemen, also Wassereinlagerungen, entgegenwirken. Mit dem Wasser werden aber auch Elektrolyte wie Calcium, Kalium oder Magnesium ausgeschwemmt. Ein Calciummangel begünstigt auf Dauer unter anderem Osteoporose, Kaliummangel und Darmträgheit.
Protonenpumpeninhibitor: Bei Protonenpumpeninhibitoren (Säureblocker) handelt es sich um Substanzen, die im Magen die Produktion von Magensäure hemmen. Zusammen mit unserer Magensäure wird aber auch der intrinsic factor freigesetzt, der für die Vitamin B12 – Aufnahme essentiell ist. Durch den Säureblocker wird auch dessen Freisetzung gehemmt und so weniger Vitamin B12 aufgenommen.
Abführmittel wie z.B. Bisacodyl: Bisacodyl hemmt die Aufnahme von Natrium und Wasser aus dem Stuhl ins Blut und fördert die Abgabe von Wasser und Elektrolyten in den Darm. Neben dem Diuretikum schwemmt das Abführmittel auch noch zusätzlich Kalium aus. Das Abführmittel führt zwar zu einer kurzzeitigen Besserung bei Verstopfung, verstärkt aber auf Dauer die Kaliumausscheidung und fördert damit die Darmträgheit – der Teufelskreis beginnt.
Fazit: Gerdas Misere begann bereits vor 10 Jahren mit der Einnahme des Calcium-Antagonisten (Wirkstoff: Amlodipin) und der Folgeverordnung von einem Diuretikum (Wirkstoff: Torasemid). Das Ausschwemmen von Calcium und Kalium, als Nebeneffekt des Diuretikums, macht das Diuretikum, als Verursacher eines Calcium-Mangels, wohl zum Hauptverantwortlichen für Gerdas Osteoporose. Sowohl Calcium als auch Vitamin D spielen eine wichtige Rolle im Knochenstoffwechsel. Auch Gerdas Anfälligkeit für Stürze kann auf das Diuretikum zurückgeführt werden, denn dieses führt zu einer Dehydration und kann so Ursache von zum Beispiel Schwindel sein.
Die Nebenwirkungen des Bisphosphonats machen sich auch schon bei Gerda bemerkbar: Magenschmerzen aufgrund gereizter Schleimhäute in der Speiseröhre und des Magens, Störung der Geschmackswahrnehmung und Probleme mit dem Stuhlgang. Die Verschreibungskaskade geht in die nächste Runde: Gegen die Magenschmerzen bekommt sie einen Protonenpumpeninhibitor verschrieben und gegen den schweren Stuhlgang ein Abführmittel. Das Abführmittel hilft Gerda zwar kurzzeitig, führt jedoch auf lange Sicht, aufgrund des Ausschwemmens von Kalium zu weiteren Verstopfungen. Was auch nicht vergessen werden darf: ein Kaliummangel führt nicht nur zur Darmträgheit, sondern begünstigt auch die Entstehung von Osteoporose und Wasseranhäufungen in den Geweben.
Leider kannte Gerdas Hausarzt Lefteria nicht. Stattdessen verschrieb er ihr einen Calcium-Antagonisten und ebnete damit den Weg in die Verschreibungskaskade. Hätte ihr Arzt damals erkannt, daß die Knöchelödeme durch den Calcium-Antagonisten verursacht wurden, wäre der Einstieg in die Verschreibungskaskade vermeidbar gewesen; stattdessen wurden die Nebenwirkungen eines Medikaments – und dann des nächsten Medikaments – therapiert. Eine urheimische Ernährung, Bewegung und Sidea B12 hätten auch ihr zu mehr Gesundheit verhelfen können. Bleibt nur zu hoffen, daß Gerdas Kiefer nicht auch noch in ein paar Jahren durch die Alendronsäure in Mitleidenschaft gezogen wird (siehe k&b Artikel Vorsicht vor Bisphosphonaten).