In Mals in Südtirol trägt Bürgermeister Veith einen großen Kampf aus. Als erster Ort der Region Vinschgau, die durch ihren Apfelanbau bekannt ist, will man dort eine pestizidfreie Zone errichten. Bei einer Volksabstimmung sagten 3 von 4 Bürgern „Ja“ zum Pestizidverbot der ansässigen Bauern. Die regelmäßigen Schwaden von Pflanzenschutzmitteln, die durch die dortige Luft ziehen, machen besonders Eltern Angst. Der Wille in der Bevölkerung ist also da, diese Vorreiterrolle zu besetzen. Leider ist das Ergebnis der Abstimmung nicht bindend für die Gemeindevertretung. In der Sitzung, in der der Beschluß gefaßt werden sollte, kam das böse Erwachen. Gemeindevertreter, die vorher den Gesetzentwurf unterstützen wollten, stimmten nun gegen das Pestizidverbot. Der Grund: In den Wochen vor der Abstimmung hatten Landwirte, Abgesandte der Obstbaugenossenschaft und Politiker benachbarter Gemeinden die Gemeindevertreter aufgesucht und weichgeknetet: Der Obstbau würde ohne Pestizide nicht funktionieren. Den Bauern und der Genossenschaft blieben die Einkünfte aus. Zudem wäre das Verbot sinnlos, weil aus den Nachbarregionen die Pestizide auch im Malser Anbaugebiet niedergehen. Andere Bürgermeister hatten vermutlich Bedenken, daß ihre Bürger ebenfalls ein Pestizidverbot einfordern könnten und sich das Ganze zu einem Flächenbrand ausweiten würde. Die Initiatoren der Aktion haben die Flinte noch längst nicht ins Korn geworfen. Mediale Aufmerksamkeit, selbst aus Japan, und die Unterstützung von Naturschutzverbänden stärken ihnen den Rücken. Bürgermeister Veith aus Mals wünschen wir das nötige Durchhaltevermögen und uns allen, daß er tatsächlich das Streichholz anzündet.
Anon: Ökologische Revolution unter Apfelbäumen. FAZ 23.05.2015