Dieses Spiel beherrschen Ärzte schon lange: Kleine Krankheiten werden groß diagnostiziert, um möglichst viel Geld für einen Patienten herauszuholen. Ein eingeschlafener Arm wird zu MS, ein Schnupfen zu einer Bronchitis und – seit neuestem – Müdigkeit und Gelenkschmerzen zu Borrelioseverdacht; kommt noch eine hohe Konzentration an Antikörpern gegen Borrelien dazu, ist die Borreliose-Diagnose perfekt. – Obwohl jeder Insider weiß, daß das nicht die Wahrheit ist.
War dies früher geschäftsschädigend für die Krankenkassen, sind diese seit der Gesundheitsreform nicht nur Mitspieler; sie nötigen Ärzte sogar zu großen Diagnosen. Der Grund: der Morbiditäts-Risikostrukturausgleich entscheidet darüber, wieviel die Krankenkassen für sich vom Gesundheitsfond abzwacken können. Das bedeutet kurz gesagt: Je kranker ein Patient diagnostiziert wird, desto mehr Geld bringt er der Kasse. Kein Wunder also, daß die Zahl der Diagnosen schwerwiegender Krankheiten in den letzten Jahren extrem gestiegen ist. Den Patienten wird damit ein Todesurteil ausgesprochen – und das macht sie dann erst richtig krank!
(siehe auch Urheimische Notizen 3/2011)
Frank, G.: Gebrauchsanweisung für Ihren Arzt.
München, 2014. Höer, A. et al. In: DAZ, 12/2014