Eine Frau mit starken Symptomen einer Hyperthyreose (Schilddrüsenüberfunktion) könnte gut unserer Vorstellung von einem „hysterischen Weibsbild“ genügen. Das Wort Hysterie stammt vom griechischen Wort für Gebärmutter Hysteronab und bedeutet: Krankheit der Gebärmutter oder Krankheit, die von der Gebärmutter ausgelöst wird. 3)
Seit der Antike bestand die Vorstellung, daß bei Hysterie die Gebärmutter am Rücken der Frau aufsteige, bis in den Hals. Dort verursache sie Ohnmacht und beeinflusse Form und Größe der Schilddrüse. Die Gebärmutter beginne zu wandern, wenn sie hungrig sei. Besonders gefährdet seien daher ledige Frauen und Nonnen4). Auch die Behandlung der Hysterie erfolgte nach dieser Vorstellung. Ledige sollten heiraten, damit der eheliche Geschlechtsverkehr die Gebärmutter regelmäßg mit Sperma füttere. Auch die sexuelle Entspannung (genannt: hysterischer Paroxysmus), notfalls per manueller Stimulation durch den Arzt, wurde angewandt. Die Erfindung des Vibrators wird auf Ärzte zurückgeführt, denen diese Arbeit offenbar zu viel wurde. 5)
So absurd das alles klingt, der Zusammenhang zwischen Gebärmutter und Schilddrüse ist tatsächlich eng: Die weiblichen Geschlechtshormone Östrogene und die Schilddrüsenhormone konkurrieren im Körper. Zirkulieren zu viele Östrogene, wird die Wirkung der Schilddrüsenhormone teilweise blockiert. Die Folge: der Körper versucht den Wirkungsmangel durch eine Mehrproduktion auszugleichen.
Vielfach werden in den Hausarztpraxen standardmäßig die Werte der Schilddrüsenhormone bestimmt. Da Schlaflosigkeit, Gereiztheit, Antriebslosigkeit oder depressive Verstimmungen sehr häufig sind, liegt schon bei leicht von der Norm abweichenden Hormonspiegeln der Verdacht auf eine Schilddrüsenerkrankung nahe. Bestätigen weitere Untersuchungen den Verdacht, beginnt ein munterer Reigen an Maßnahmen von Medikamenten bis zur OP.