Von Prof. Dr. Richard Pott und Prof. Dr. Hansjörg Küster
Für Europäer urheimische Pflanzen sind oft in Vergessenheit geratene Pflanzen, die seit Jahrhunderten in Europa wachsen oder ihren Ursprung hier haben. Viele sind reich an bioaktiven Substanzen und werden seit langer Zeit traditionell als Heil- und Lebensmittelpflanzen genutzt.
Der Verlust solcher Pflanzenarten sowie ihrer Lebensräume schreitet weltweit in bedrohlichem Maße voran. Auch in unserer heimischen Flora sind viele dieser wichtigen Pflanzenarten in ihrem Bestand gefährdet oder sogar vom Aussterben bedroht. Die Kultivierung solcher Pflanzen in der Obhut des Menschen dient ihrer Erhaltung und schafft gleichzeitig die Möglichkeit, Informationen über Anwendung, Wirkung und Nebenwirkung der urheimischen Pflanzen zu vermitteln.
Die Dr. Pandalis Stiftung – Akademie zur Förderung traditioneller europäischer Pflanzen für Ernährung und Medizin hat sich diese Aufgabe seit dem Jahre 2003 zu eigen gemacht, um nicht nur die eßbaren und heilbringenden Pflanzen zu erforschen, sondern auch, um ihre natürlichen Lebensräume zu erhalten. Der praktischen Kultivierung und Bewahrung dieser Pflanzen als Teil unserer Kulturgeschichte dient unser neues Gartenprojekt in Glandorf. Die Pflege unserer urheimischen Landschaft ist nicht nur eine Herausforderung, sondern auch eine Verpflichtung unseren Nachkommen gegenüber.
Im Glandorfer Garten, der in seiner Konzeption und Anlage weltweit einmalig sein dürfte, werden Kulturpflanzen nach Zeithorizonten getrennt präsentiert. Der erste Zeithorizont entspricht der Eisenzeit: Damals verlegten die Menschen ihre Siedlungen von Zeit zu Zeit. Sie bauten vor allem verschiedenes Getreide, Hülsenfrüchte und Lein an – darunter viele Sorten, die heute kaum noch jemand kennt. Wildfrüchte sammelte man damals noch ausschließlich im Wald; im Mittelalter, dem zweiten Zeithorizont, pflanzte man sie auch in Gärten an. Die Menschen siedelten nun dauerhaft an immer den gleichen Orten und bauten unter anderem auch Roggen und Gewürze an. In den Klostergärten wurden viele verschiedene Heilpflanzen kultiviert, darunter Melisse und Schlafmohn: Damit kurierte man verschiedene Krankheiten. Man bezeichnete die Klostergärten als „lebende Apotheken“. Zahlreiche andere Gewächse kamen erst nach der Entdeckung Amerikas (3. Zeitschnitt) hinzu, neben Kartoffeln, Mais, Grünen Bohnen und Tomaten auch Gewächse, die heute schon fast wieder in Vergessenheit geraten sind. Auch erst seit wenigen Jahrhunderten baut man Zuckerrüben und Raps an, und Weizen hat erst große Bedeutung, seitdem man trockene Getreidespeicher hat.