Seit Urzeiten erfahren die Menschen, daß viele Lebensvorgänge rhythmisch ablaufen (z. B. das Pflanzenwachstum oder der Herzschlag). Hieraus entstand die Wissenschaft der Chronobiologie. Diese untersucht die zeitlichen Rhythmen von Lebensvorgängen. Bereits Einzeller zeigen „zirkadiane“ Rhythmen. Das sind Rhythmen, die sich in Anpassung an den 24-Stunden-Zyklus des Sonnenlichtes über den Tag hinweg ändern. Im Menschen folgt die Arbeit fast aller Zellen, Gewebe, Organe oder Funktionen rhythmischen Veränderungen, sehr oft im 24-Stunden-Rhythmus (Körpertemperatur, Stoffwechsel), aber auch kürzer (Atmung, Herzschlag) oder länger (Menstruation). Neben bekannten Rhythmen bei dem Schlaf-Wach-Zyklus, der Hirnwellen-Aktivität, der Hormonbildung oder den Verdauungszyklen gibt es auch gerade erst entdeckte zyklische Schwankungen bei der Erbgut-Reparatur. Am Nachmittag ist diese am geringsten, weshalb z. B. Krebs auslösende Effekte von UV-Licht nachmittags vermutlich am stärksten wirken. Grundsätzlich ist heute klar, wie dies funktioniert: Augen und andere Sinnesorgane nehmen Rhythmus-Informationen aus der Umwelt auf und leiten sie zur Verarbeitung ins Gehirn. Von dort aus werden rhythmisierende Steuerbefehle über Nerven (z. B. das vegetative Nervensystem) und hormonelle Signalstoffe (z. B. Melatonin) an alle Organe und Funktionskreise im Körper weitergeschickt.
Die Rhythmen des Lebens sind unverzichtbar für alle Lebensfunktionen. Ohne diese grundlegenden Ordnungsprinzipien würde „biologisches Chaos“ ausbrechen – vergleichbar mit einer dauerhellen Großstadt, in der alle Uhren ausfallen. Zur Sicherheit hat die Evolution die externen Rhythmen tief im Erbgut aller Zellen der Lebewesen verankert („Uhr-Gene“) so daß wir weiterleben können, auch wenn wir z. B. mit bloßem Angesicht den Wechsel von Hell und Dunkel nicht wahrnehmen (allein in Deutschland leben knapp 200.000 Blinde).
„Rhythmen sind eines der beherrschenden Grundphänomene in allen biologischen Systemen“
(Haken & Koepchen, 1991) Das krankmachende „Herausfallen“ aus den Lebensrhythmen beschrieb bereits Paracelsus (1493-1541), als er in der Dysharmonie im Verhältnis zum Ordnungsbereich der Zeit „die erste Mutter aller Krankheit“ erkannte.