Wenn Ärzte oder Krankenhäuser nicht mehr nur am tatsächlichen Kranksein von Menschen Geld verdienen wollen, werden einfach neue Krankheiten erfunden (Urheimische Notizen berichtete). Oder es werden physiologische Prozesse zur Pathologie erklärt. So wurden Schwangerschaft und Geburt zum generell lebensbedrohlichen Risiko für Mutter und Kind deklariert, welches es abzuwenden galt. Dies wiederum führte dazu, daß sich Frauen zum Gebären in die Hände von Ärzten begeben. Im guten Glauben, daß diese „Experten“ mit ihrer Hightech-Medizin, mit Überwachung oder Medikamenten ihnen eine gute und sichere Geburt bescheren könnten.
Diese Entwicklung setzte Mitte der 1960er Jahre ein (Einführung des ärztlichen Mutterpasses und der Mutterschaftsrichtlinien) und gipfelte in den 1980er Jahren darin, daß es kaum noch freiberufliche Hebammen gab. Die Hebammen arbeiteten nun vornehmlich in von Ärzten geleiteten Kreißsälen.
Das, was über Jahrhunderte hinweg funktioniert hatte, die häusliche Geburt mit einer Hebamme, gibt es seither so gut wie nicht mehr und wird seitdem als lebensgefährlich und unverantwortlich angeprangert. Die Akteure, die Mutter und die Hebamme, die eine Hausgeburt „machen“ wollen, werden als fahrlässig und verantwortungslos verunglimpft. 2010 wurden bei uns nur 9.000 Kinder außerhalb der Krankenhäuser geboren – gerade mal 1,3 Prozent aller Geburten! Jetzt scheint das Ende der Hausgeburt endgültig gekommen.
• In kurzer Zeit wurden die Beiträge zur Berufshaftpflichtversicherung für Hebammen verzehnfacht (bis auf 3.700 Euro pro Jahr, schon 10 Prozent aller freien Hebammen mußten deshalb schon ihre Versicherung kündigen und damit aus dem Beruf ausscheiden).
• Keine freiberufliche Hebamme kann noch von Hausgeburten alleine leben. Der Netto-Stundenlohn für den 24-Stunden- Rund-Um-Dienst freier Hebammen liegt mit 7,50 Euro unter den Mindestlöhnen der meisten Branchen in Deutschland. Das ist zu viel zum Sterben, zu wenig zum Leben und wird in keinster Weise der Hebammen-Verantwortung gerecht.
• Das von Politikern gelenkte Sozialsystem ist nicht bereit, die Honorare freier Hebammen für Schwangeren-Vorsorge, Schwangeren- Betreuung, Hilfe bei Beschwerden, Hausgeburt oder Geburtshaus-geburt, Stillberatung oder Wochenbett-Nachsorge als Ganzes zu übernehmen.
• Die Folge: Immer mehr Hebammen tun nicht mehr das, wofür es Hebammen gibt: Babys auf die Welt holen. Nur ein Viertel leisten tatsächlich noch Geburtshilfe.
• Schwangere Frauen werden bald keine Wahlmöglichkeit mehr haben, ob ihr Kind zu Hause, in einem Geburtshaus oder im Krankenhaus zur Welt kommt. Sie werden alle gezwungen sein, in die Krankenhäuser zu gehen.
• Es scheint also, daß das Angebot für Hausgeburten nicht weiter bestehen soll. In den Medien werden beispielsweise „Schreckensmeldungen“ über Hausgeburten verbreitet. Bei Schwangeren wird die Angst geschürt, daß bei einer Spontangeburt gesunder Mütter eine Menge schief gehen kann.
Was ist zu tun?
• Den Hebammen mehr Freiheiten gewähren! Aus urheimischer Sicht kann auf Gynäkologen viel leichter verzichtet werden als auf Hebammen. Bald jedes dritte Kind in Deutschland kommt mittlerweile durch eine operative Entbindung (Kaiserschnitt) zur Welt, fast immer ohne medizinische Notwendigkeit, aber für einen 10-fach höheren Preis als bei einer Hausgeburt. In Holland, wo es nur einige wenige Gynäkologen in Krankenhäusern gibt, kommen 30-mal mehr Kinder zu Hause zur Welt als bei uns. Studien aus den Niederlanden zeigen, daß Hausgeburten nicht das Risiko von Komplikationen erhöhen, sofern es sich um normale Schwangerschaften handelt. Im Gegenteil: Die perinatale Sterblichkeit erhöht sich, je länger die Hochschwangere fahren muß, um den Ort der Klinikentbindung zu erreichen. Schon 20 Minuten Anfahrt reichen aus, um das Risiko signifikant ansteigen zu lassen. Dies zeigt, daß es vielen Gynäkologen und den Krankenhäusern bei uns hauptsächlich um den Verdienst geht.
• Die urheimische Form der Geburt ist die Hausgeburt in der für die Mutter vertrauten Umgebung. Denn es ist lebenswichtig für das Neugeborene, daß die autochthone Darmflora 1) nur von der Mutter übernommen wird und nicht von einem Dutzend Krankenschwestern, Pflegern und Ärzten, möglichst noch versehen mit einer Vielzahl an multiresistenten Keimen aus dem Krankenhaus.
• Aus unserer Sicht verdient eine Hebamme für eine Geburt die gleiche Bezahlung wie ein Arzt. Mit welcher Berechtigung verdienen Gynäkologen das Vielfache davon? Hebammen sind hochqualifizierte Frauen mit einem breiten Wissen und großen Fähigkeiten. Sie sind nicht nur die „weisen“ Frauen von früher. Sie sind neben ihrer breiten Erfahrung auch auf dem neuesten Stand der Forschung. An der wissenschaftlichen Qualifikation jedenfalls kann die Benachteiligung dieses Berufes nicht liegen, denn auch Hebammen absolvieren in vielen Ländern der Welt ein Studium (was seit kurzem auch in Deutschland möglich ist).
• Schwangere sollten vom Beginn der Schwangerschaft an lieber zur Hebamme gehen als zum Gynäkologen. Die Ausstellung des Mutterpasses und alle Vorsorgeuntersuchungen dürfen auch von Hebammen durchgeführt werden
• Wir alle sollten uns erinnern: Geburtshilfe ist einer der ältesten und angesehensten Frauenberufe. Fachliteratur für Hebammen gibt es seit dem Klassischen Altertum; seit der Spätantike steht die Hebammenausbildung auf höchstem Niveau; seit dem 14. Jahrhundert schreiben Hebammen Ihre eigene Fachliteratur; ein Hebammen- Lehrbuch des 15. Jahrhunderts gehört zu den meistgelesenen Texten der deutschen Literatur und wurde ins Englische, Französische, Spanische, Niederländische, Dänische, Tschechische, Italienische und Lateinische übersetzt. In der Frühmoderne wurden Hebammen zur „Hofhebemutter“ berufen und erlangten durch dieses Hofamt quasi Kabinettsrang. Die praktische Geburtshilfe zehrt noch heute von ihrem obstetrisch-gynäkologischen 2) Maßnahmen und Entdeckungen.
• Hebammen begleiteten schon immer Schwangere, Gebärende und Wöchnerinnen auf ihrem persönlichen Weg. Auch und vor allem bei der Geburt selbst! Die völlig einseitige, unwahre Propaganda von Ärzteschaft und Krankenhäusern, die heute zum Untergang der Hausgeburten führt, die die Zahl der unnötigen und gefährlichen Kaiserschnitte hochtreibt oder verhindert, daß Mütter ihre Kinder noch stillen, muß endlich aufhören!