Schon kleine Veränderungen haben Folgen

Da unser Hormonsystem ein fein austariertes Gefüge ist, können schon kleine Veränderungen unserer Sexualhormone große Auswirkungen haben. Bei Frauen zum Beispiel kann ein erhöhter Testosteronspiegel unter anderem zu einer dem Mann ähnlichen Gesichts und Körperbehaarung (Hirsutismus) führen. Kahlköpfigkeit, eine tiefere Stimme und zunehmende Muskelkraft sind weitere Anzeichen dafür, daß die männlichen Sexualhormone im weiblichen Körper aus dem Gleichgewicht sind. Auch die Hormonstörung PCOS (polyzystisches Ovarialsyndrom) läßt sich auf eine höhere Konzentration männlicher Hormone zurückführen.

Umgekehrt kann ein höherer Östrogenspiegel beim Mann zu Symptomen wie Gynäkomastie (Vergrößerung der Brustdrüse, umgangssprachlich auch bekannt als „Männerbrüste“) führen. Auch die sogenannte „Bauchglatze“, ein Verlust der Bauch- und angrenzenden Schambehaarung, gehört zu den Folgen eines erhöhten Östrogenpegels beim Mann. Eine immer früher einsetzende Pubertät bei Mädchen oder eine verminderte Spermienqualität bei Männern sind weitere sichtbare Zeichen dafür, daß unser Hormonhaushalt zunehmend aus dem Gleichgewicht gerät.

Der Versuch, den Hormonspiegel mit synthetischen Hormonen zu beeinflussen, macht die Lage nicht besser – im Gegenteil. Die Wechseljahre sind dafür ein eindrückliches Beispiel. Die Idee, Wechseljahrsbeschwerden mit künstlichen Hormonen zu behandeln, hat sich inzwischen als kontraproduktiv herausgestellt. So können entsprechende Hormonpräparate Beschwerden wie Hitzewallungen oder Schlafstörungen zwar mildern; auf der anderen Seite wächst jedoch das Risiko, an Mammaoder Ovarialkarzinomen zu erkranken. Auch die Gefahr einer kardiovaskulären Erkrankung steigt durch die Einnahme synthetischer Hormone an [4].

Ebenso wie der sich verändernde Östrogenspiegel wird inzwischen auch das allmählich sinkende Testosteronniveau bei Männern mit entsprechenden Präparaten therapiert. Ihre Verwendung hat – offiziell zumindest – jedoch Grenzen. In Deutschland sind Testosteronersatztherapien verschreibungspflichtig und bei gesunden Männern nur bei Krankheitsbildern wie der Störung Hypogonadismus zugelassen [5]. Der Versuch, mit Produkten wie Testosteronsprays den natürlichen Altersprozeß zu stoppen, ist auch hier ein Spiel mit dem Feuer. Ebenso wie die Hormonersatzpräparate bei Frauen können Testosteronmittel bei Männern schwerwiegende Folgen haben. Dazu gehören beispielsweise Herzinfarkt, Schlaganfälle oder Atembeschwerden [6]. Außerdem kann der Schuß noch aus einem anderen Grund nach hinten losgehen: Wenn wir Stoffe, die der Körper selbst herstellen kann, dauerhaft substituieren, wird die Produktion zurückgefahren oder sogar ganz eingestellt (siehe UHN 3/22 „Vorsicht Falle!). Anstatt wie gehofft jung und aktiv zu bleiben, drohen dann schrumpfende Hoden oder Unfruchtbarkeit. Wie empfindlich unser Hormonsystem reagieren kann, zeigt das Beispiel eines Babys, das mit einem auffällig langen Penis zur Welt gekommen war. Da der Vater während der Schwangerschaft seiner Partnerin ein Testosteronpräparat verwendet hatte, wird vermutet, daß dies die Ursache für die körperliche Veränderung des Säuglings war [7].

Unsere Vorfahren waren da wieder einmal schlauer und haben den sich verändernden Hormonspiegel mit natürlichen Mitteln begleitet. So standen bei Frauen in den Wechseljahren verstärkt Lebensmittel auf dem Speiseplan, die auf Hormone regulierend wirken. Dazu gehören Hülsenfrüchte wie Linsen, Bohnen oder auch die Kichererbse (enthalten in Venusurkicher® Granulat Bio), die reich an Phytoöstrogenen sind. Das sind Pflanzenstoffe, die dem Östrogen strukturell ähneln und so ebenfalls hormonelle Ungleichgewichte lindern können. Auch das in Spinat enthaltene Ecdysteron kann den Hormonspiegel positiv beeinflussen, wirkt dem natürlichen Muskelschwund entgegen und hat eine positive Wirkung auf das Herz. (siehe UHN 4/23).