Kaum auf der Welt, werden wir von der Medizin schon optimiert. Auch wenn das kindliche Immunsystem noch lernen muß – die natürlichen Kräfte unserer Kleinsten sind nicht zu unterschätzen. Wenn ein Kind zur Welt kommt, ist die Freude groß. Nicht nur bei den Eltern, sondern auch bei all jenen, die aus der Säuglingszeit ihren Profit ziehen. Dazu gehören die Hersteller künstlicher Säuglingsnahrung genauso wie die Produzenten von Impfstoffen, die sich gerne als Wohltäter gerieren – angesichts des von der STIKO (Ständige Impfkommission) empfohlenen Impfpensums aber auch wirtschaftlich auf ihre Kosten kommen. Im zarten Alter von sechs Wochen geht es mit der Impfung gegen Rotaviren los, danach sollen die Kleinsten der Kleinen bis zum zweiten Monat gegen acht weitere Erreger immunisiert werden. Seit kurzem ist die Liste um eine Position länger: Für Säuglinge, die zwischen Oktober und März geboren werden, wird jetzt möglichst „rasch nach der Geburt“ [1] auch eine Impfung gegen das Respiratorische Synzytial Virus (RSV) empfohlen.
Stellt sich die Frage, ob es wirklich eine gute Idee ist, unsere Jüngsten mit einer weiteren Impfung (die auf dem Einsatz monoklonaler Antikörper beruht) zu behelligen. Oder kann der kindliche Organismus einen Erreger wie diesen, der Schätzungen zufolge in höchstens ein bis zwei Prozent der Fälle zu einer stationären Behandlung führt, selbst unter Kontrolle bekommen? Richtig ist, daß das Immunsystem von Säuglingen und Kleinkindern erst reifen muß. Das betrifft nicht nur das adaptive Immunsystem, das in der Regel erst nach der Geburt von Krankheitserregern richtig gefordert wird. Auch das angeborene Immunsystem ist zum Zeitpunkt der Geburt zwar funktionsfähig, entwickelt sich dann aber noch weiter. Erst ab dem fünften Lebensjahr haben Kinder den Immunstatus Erwachsener erreicht [2].
Völlig schutzlos sind sie bis dahin nicht – vor allem dann nicht, wenn sie in den ersten Wochen und Monaten mit Muttermilch versorgt werden. Schon im Mutterleib erhält der Fötus über die Plazenta Antikörper von seiner Mutter; nach der Geburt wird diese Funktion dann von der Muttermilch übernommen (siehe Kasten). Über das Stillen werden Säuglinge unter anderem mit Humanen Milch-Oligosacchariden (HMO) versorgt, die Mikroorganismen daran hindern können, an der Darmschleimhaut haften zu bleiben.