Ihr Einfluß auf unsere Regelkreise ist deshalb hoch; die Gefahr, die von diesen künstlichen Bausteinen ausgeht, damit auch. Spermidin zum Beispiel ist ein Polyamin, das jede Körperzelle zum Wachsen und Überleben benötigt. Zugleich wirkt es an der zytoprotektiven Makroautophagie/Autophagie [3] (siehe „moderate Reize“ UHN 1/22) mit und ist damit aktiv am Erhalt und Schutz unseres Erbgutes beteiligt. Außerdem hat es eine antioxidative, entzündungshemmende und antiapoptotische, also den Zelltod verhindernde, Wirkung [4]. Schwankungen des Spermidinspiegels können gefährliche Folgen haben (siehe Kasten).
Eine stabile Spermidinversorgung läßt sich beispielsweise mit Brokkoli, Sauerkraut, Spinat und Sellerie herstellen; auch Cheddarkäse gehört zu den natürlichen Spermidinquellen. Voraussetzung für die Aufnahme ist jedoch eine intakte Darmflora. Mit Hilfe urheimischer Bitterstoffe und des eigenen Mikrobioms werden Polyamine direkt aus der Nahrung über Darmepithelzellen aufgenommen und im Körper verteilt [5]. Via Makrophagen und anderen Zellen ist es dem Körper auch möglich, Spermidin in Eigenproduktion (aus der Vorstufe Arginin) ganz nach Bedarf herzustellen.
Auch das schwefelhaltige Tripeptid Glutathion, das ebenfalls zu den derzeit angesagten synthetischen Nahrungsergänzungsmitteln gehört, ist an vielen Stoffwechselprozessen beteiligt und hat deshalb auf unsere Regelkreise einen weitreichenden Einfluß [6]. Als Radikalfänger schützt es das Gewebe vor Schäden, indem es Sauerstoffverbindungen deaktiviert und oxidiertes (und damit wirkungsloses) Vitamin C wieder in die reduzierte aktive Form überführt. Vorsicht bei synthetischem Glutathion: Die dauerhafte Einnahme kann zu einem niedrigen Zinkspiegel führen [7], der eine Schwächung der Immunabwehr sowie des antioxidativen Systems des Körpers zur Folge hat [8]. Nicht minder gefährlich kann Zinkmangel außerdem das Risiko einer erhöhten Aufnahme von Cadmium [8] mit sich bringen (siehe UHN 4/23).
Auch wenn alle Zellen zur Bildung von Glutathion fähig sind, wird es hauptsächlich in der Leber gebildet. Über die Nahrung ist es z. B. aus Spargel und auch aus urheimischem Bärlauch Frischblatt Granulat verwertbar. Bei Bedarf greift unser Organismus auch in diesem Fall auf die Vorstufen Cystein, Glycin, Glutaminsäure aus unseren urheimischen Lebensmitteln zurück, um Glutathion zu produzieren.