Der moderne Mensch leidet an einem Gottkomplex. Selbstsucht und Größenwahn ziehen sich wie zwei blutrote Fäden durch die Geschichte. Aber was ist denn nun dieses Wesen, das wir Mensch nennen, überhaupt?
Glaubt man dem berühmtesten Buch der Welt, der Bibel, so sind wir das Ebenbild Gottes und als seine Kinder auf der Erde, um sein Werk zu verrichten. Unser Betragen im Diesseits bestimmt unser Schicksal im Jenseits. Gott ist der Hirte, der über den Menschen wacht. Ziehen wir den großen Denker Aristoteles (384 – 322 v. Chr.) zu Rate, dann ist der Mensch ein zóon logikòn; ein Tier, das sich durch seinen Verstand und seine Schöpferkraft auszeichnet. Seit der europäischen Aufklärung im 18. Jahrhundert hat sich der Begriff Homo sapiens des schwedischen Naturforschers Carl von Linné (1707 – 1778) durchgesetzt. Der Mensch, als eigenständige Art (Species) aus der Familie der Menschenaffen hervorgegangen, wird seither als vernünftiges, einsichtiges und weises Wesen bezeichnet.
Soweit die Theorie. Die Realität deutet auf das komplette Gegenteil hin. Hier bestimmen Rücksichtslosigkeit, Zerstörungswut, Krieg und Barbarei das Handeln dieses Geschöpfes. Einsicht und Vernunft scheinen dieser Tage echte Mangelware zu sein. Ewiger (technischer) Fortschritt und stetes Wachstum sind seit der Frühindustrialisierung das Maß aller Dinge. Die Natur wurde zu einem Objekt degradiert und die Achtung der Schöpfung zu einem heuchlerischen Lippenbekenntnis pervertiert. Gierig und ohne Maß hat sich der Mensch zu Gott erklärt.
Der Geist ist aus der Flasche. Und nun?
Im 21. Jahrhundert ist es ihm nicht nur möglich, den Planeten auf vielseitige Weise auszulöschen; er schickt sich an, die Schöpfung und das Leben aus den Angeln zu heben. Neben der Entschlüsselung und Neukonfiguration von Gensequenzen ist seit zwei Jahren das Einschleusen fremder mRNA in den menschlichen Körper sein neuestes makabres Spielzeug. Mehr noch: Es scheint nur eine Frage der Zeit, bis eines Tages ein komplett neues Lebewesen das künstliche Licht eines Labors erblicken wird. Aber damit nicht genug. Seit einiger Zeit werden wir auf das Leben in der virtuellen Realität (genannt Metaversum) eingestimmt. In nicht allzu ferner Zukunft soll sich dort das ganze Leben abspielen. 5G, und bald 6G, machen es möglich, in eine synthetische Scheinrealität einzusteigen und sich endgültig von der Bewahrung und Achtung unserer Natur (oder dessen, was von ihr übrig ist) zu verabschieden. Das Digitale ersetzt das Analoge. Realitätsflucht in die Retorte. Rundum-Überwachung inklusive.
Zurück zur Natur, zurück zum Schöpfer. Das ist der urheimische Weg
Soll das wirklich eine erstrebenswerte Zukunft sein? Kluge Köpfe wie Friedrich Dürrenmatt (1921 – 1990) haben uns gewarnt: Daß die Selbsterhöhung des Menschen nur in die Katastrophe führen kann, hat der Schweizer Schriftsteller in seinem Werk „Die Physiker“ eindrucksvoll beschrieben. Aus urheimischer Sicht ist die Sache ohnehin eindeutig. Ziehen wir hier eine rote Linie und geben uns nicht der Scheinrealität hin. Es gilt, natürliche Grenzen wieder zu respektieren und zu achten. Eine ganz besondere Grenze ist jene, die uns unmittelbar umgibt: Unsere Haut. Höchste Zeit, dem größten Organ unseres Körpers mehr Beachtung zu schenken – denn so tun wir auch unserer Seele etwas Gutes.
Ihr Dr. G. Pandalis