Der kurze Weg zwischen Darm und Psyche

Es mag zunächst abwegig klingen: Wenn das Darmmikrobiom aus dem Gleichgewicht gerät, kann auch unsere psychische Gesundheit leiden. Welche Wechselwirkungen zwischen Darm und Hirn beobachtet werden können, ist deshalb zunehmend Gegenstand aktueller Forschung. Die Mikroorganismen im Darm beeinflußen beispielsweise das zentrale Nervensystem und stehen im Verdacht, neurologische Störungen wie Parkinson auszulösen [1]. Verantwortlich dafür sind die von den Mikroorganismen produzierten Neurotransmitter Serotonin, Dopamin, Acetylcholin oder Gammaaminobuttersäure (GABA), welche die Kommunikation zwischen Neuronen maßgeblich steuern [2]. Serotonin zum Beispiel wird von Bakterien wie Escherichia oder Streptokokken produziert. Ein gestörter Serotoninspiegel wiederum spielt bei Autismus, Depressionen und Reizdarmsyndrom eine Rolle. Mikroorganismen wie Lactobacillus oder Bifidobakterien dagegen stellen den Neurotransmitter GABA her, der Angststörungen beeinflußt. Wie eng die Verbindung zwischen Darm und Hirn ist, bestätigt eine aktuelle Untersuchung eines internationalen Forschungsteams [3]. Demnach ist das Gehirn über einen neuronalen Schaltkreis mit den sog. Brunnerschen alkalischen Schleimdrüsen im Zwölffingerdarm verbunden. Bei Angstzuständen werden diese Drüsen in ihrer Funktion beeinträchtigt – und schwächen damit unsere körpereigene Abwehr.

[1] Chang, J. J. et al. (2024). Upper gastrointestinal mucosal damage and subsequent
risk of Parkinson disease. JAMA Network Open, 7(9), e2431949-e2431949. https://
jamanetwork.com/journals/jamanetworkopen/fullarticle/2823250
[2] Shahid F. et al. Beneath the surface: unveiling the gut-brain axis in anorexia and
depression. Eat Weight Disord. 2025 Feb 8;30(1):14. doi: 10.1007/s40519-025-
01719-2. https://pmc.ncbi.nlm.nih.gov/articles/PMC11807011/
[3] Chang, H.et al. (2024). Stress-sensitive neural circuits change the gut microbiome
via duodenal glands. Cell, 187(19), 5393-5412. https://www.cell.com/action/showP
df?pii=S0092-8674%2824%2900779-7