Das Bruttosozialprodukt muß wachsen, koste es, was es wolle – dafür werden Kulturlandschaften gerodet, betoniert und mit Schornsteinen und Windrädern überzogen. Umweltschutz wird von Konzernen und Regierung zwar gepredigt; Gift, Dreck und Lärm sind jedoch das Ergebnis. Daß viele Menschen von dieser und anderer Heuchelei die Schnauze gestrichen voll haben, verwundert nicht. 2024 riecht nach Rebellion: Bauern fahren mit ihren Traktoren in die Hauptstadt, um die Regierung unter Druck zu setzen. Mediziner legen zwischen den Jahren die Arbeit nieder und zeigen sich auch im neuen Jahr kampfbereit. Zusätzlich geht auch noch Otto Normalverbraucher auf die Straße um „gegen rechts“ zu demonstrieren. Haben die Deutschen den Drang zum Widerspruch wiederentdeckt? Wir werden sehen.
Tatsache ist: Es gibt viele Themen, für die wir auf die Straße gehen könnten. Für Frieden zum Beispiel, für einen würdigen Umgang mit unseren Senioren, für echten Umweltschutz. Gegen Lärm, Gifte und Massentierhaltung. Doch den meisten ist, wie der Volksmund weiß, die Jacke immer noch näher als die Hose. Daß Lebewesen unter unserem Lebensstil (und der Profitgier einiger Weniger) leiden – ein Kollateralschaden. Dabei hat das Blutbad allein in Deutschland unerträgliche Dimensionen erreicht. Über 750 Millionen Rinder, Schweine oder Hühner wurden 2022 in Deutschland zur Schlachtbank geführt, das sind mehr als zwei Millionen Tiere am Tag [1]. Fleisch von gesunden Tieren in kleinsten Mengen; das ist für uns Europäer seit Jahrtausenden urheimisch – und seit Pythagoras zählt auch reine Pflanzenkost dazu.
Die industrielle Fleischproduktion hat jedoch damit nichts mehr gemein. Es ist nur noch ein perverser Wirtschaftszweig, der auch den Export ankurbeln soll. So landet das tiefgekühlte Hähnchen aus Deutschland zu einem konkurrenzlos günstigen Preis auf einem Markt in Afrika, wo es den lokalen Bauern das Geschäft versaut. Und obendrein die Ernährungsgewohnheiten von Menschen verändert, die von den Fleischexzessen westlicher Gesellschaften meist noch weit entfernt sind.
In Brüssel braut sich wieder etwas zusammen
Für solche Abartigkeiten sind wir zwar nicht direkt verantwortlich – mit unserem Verhalten können wir aber sehr wohl etwas ändern. Nicht nur, indem wir uns an den Speiseplan unserer Altvorderen halten und höchstens einmal in der Woche Fleisch essen. Auch wo wir einkaufen, beeinflußt die Auswüchse des Systems. Kehren wir doch jenen den Rücken, die auf Kosten ihrer Produzenten (Bauern inklusive) zu Milliardären wurden und kaufen lieber direkt bei den Erzeugern ein. Dann können wir uns aus erster Hand nach Anbau- und Produktionsmethoden erkundigen, anstatt auf die oft fadenscheinigen Gütesiegel und Versprechungen von Industrie und Handel angewiesen zu sein.
Auch die EU könnte uns dann nicht so leicht mit ihren Gentechnik-Ideen hinter die Fichte führen. Die Pläne gären schon eine Zeitlang; jetzt hat das EU-Parlament Anfang Februar mehrheitlich dafür gestimmt, die Vorschriften für den Einsatz von Gentechnik in der Landwirtschaft zu lockern [2]. In welcher Form Nahrungsmittel im Laden künftig explizit gekennzeichnet werden müssen, ist damit fraglich.
Zwar ist noch nichts entschieden, doch wer Wert auf Nahrungsmittel ohne Gentechnik legt, sollte sich schon einmal wappnen. Denn im Zweifel, so lehrt uns die Erfahrung, zählen die Interessen potenter Wirtschaftsgrößen mehr als die Gesundheit der Verbraucher. Das betrifft auch Vitamine und Mineralstoffe in Nahrungsergänzungsmitteln, für die die EU bisher bestimmte Mindestmengen definiert, dabei aber nicht zwischen synthetisch hergestellten und natürlichen Produkten unterscheidet. Warum das jedoch nicht marginal, sondern ein gefährliches Spiel mit unserem Wohlergehen ist, können Sie auf den folgenden Seiten nachlesen.
Mit besten Grüßen
Ihr Dr. Georgios Pandalis
[1] https://albert-schweitzer-stiftung.de/aktuell/schlachtzahlen-2022
[2] https://www.tagesschau.de/ausland/eu-gentechnik-100.html