Seit eh und je neigt die Menschheit zur Gier … Der Mensch will immer mehr, höher, schneller und weiter! Mit der Extra-Portion Hirnschmalz hat er sich ohne Zweifel Vorteile verschafft: Das Feuer wurde gebändigt und das Rad erfunden. Doch das Zusammen-spiel zwischen Gier und Gehirn hat einen Pferdefuß! Betrachtet man den phylogenetischen Baum von außen, fällt auf, daß der homo sapiens fleißig an dem Ast sägt, auf dem er sitzt. Ein kritischer Kopf, der das schon vor über 150 Jahren begriff, war Max Weber: Er prophezeite eine westliche Gesellschaft bestehend aus „Fachmenschen ohne Geist und Genußmenschen ohne Herz: dies Nichts bildet sich ein, eine nie vorher erreichte Stufe des Menschentums erstiegen zu haben.“ Treffender hätte es wohl kaum einer formulieren können.
Damit meinte Weber unter anderem den „Fortschritt“ in Industrie und Technik und die daraus resultierende, uns vollkommen fremde Welt. Der Menschheit geht es derzeit nicht besser als einem Wisent in der Wüste oder einer Antilope in der Arktis – wir sind nicht angepaßt. Jahrtausende lebten wir nach den uns vertrauten Regeln der Natur, und jetzt wollen wir ohne sie? Unsere Medizin sind nicht die altbewährten Heilkräuter, sondern ihre synthetischen Kopien. Denaturierte und genmanipulierte Nahrung ziehen wir urheimischen Lebensmitteln vor. Ein Leben nach dem heutigen wirtschaftlich orientierten Regelwerk der Gesellschaft läßt keinen Raum für das Regelwerk eines gesunden Individuums. Die Volkskrankheiten tragen ihren Namen nicht ohne Grund.
Häufig steht Streß am Anfang der Epidemie-Kaskade unserer Gesellschaft. Im Zusammenspiel mit dem in der modernen Welt permanent auftretenden Phänomen Lärm mündet ein übererregtes Gemüt nicht selten im Krankheitsbild des Tinnitus. Das Zusammenspiel beider Stressoren ist nicht alleiniger, derzeit aber häufigster Auslöser von Ohrgeräuschen, nur in den wenigsten Fällen sind etwa Medikamente oder Schäden der Halswirbelsäule als Ursache zu deklarieren. Auch wenn der Menschheit das „Klingeln im Ohr“, Streß und Lärm schon immer bekannt war, ziehen Ohrgeräusche aufgrund des Synergieeffektes von Dauerstreß und Dauerlärm heute weitere Kreise denn je.