Pseudo-Bio-Eier, Pferdefleisch in der Lasagne, untrinkbares Wasser durch Gülleeinsatz und Fracking, Plastikkügelchen und Bisphenol-A in unseren Meeren – die Liste läßt sich endlos fortsetzen: die Symptome einer Krankheit, die sich „Wachstum“ nennt. Das von Politikern jeglicher Couleur stets vorangestellte und vehement verteidigte Wachstum gleicht mittlerweile eher einer Wucherung. Wie ein Krebsgeschwür wuchert die Wirtschaft, um eine wuchernde Bevölkerung mit ständig wuchernden Ansprüchen und wucherndem Konsumverhalten zu unterstützen. Ein sich selbst erhaltendes Wucher-System!
Alles wächst, nur die Arten schwinden
Die Industrienationen wirtschaften auf Teufel komm raus und auf Kosten unserer Mitgeschöpfe. Woher nehmen wir dieses Recht? Laut aktueller Studien ist menschlicher Einfluß Schuld an massivem Artensterben, und fast jede dritte Tierund Pflanzenart ist bedroht 1). Weitere Leidtragende sind unsere Mitmenschen in den ärmsten Ländern. Die, wohlgemerkt, dank ihrer (unfreiwillig) bescheidenen Lebensweise den geringsten negativen Einfluß auf unsere Welt haben. Im Gegensatz zu uns ach-so-umweltfreundlichen deutschen Pharisäern, deren Lebensstil zweieinhalb Erden bräuchte 2). Auch die Bio-Szene wurde bereits von dieser krebsgleichen Krankheit befallen (siehe auch Das Ende der Unschuld Urheimische Notizen Ausgabe 2/2006). Das Bio-Preis-Dumping in Billig-Discountern geht mit unvertretbaren Zugeständnissen an Qualität und Tierhaltung einher. Denn jeder will Bio! Und zwar genau so viel wie unsere wirtschaftswachstumsverwöhnte Gier fordert. Hauptsache, das Gewissen wird mit drei hübsch grünen Buchstaben beschwichtigt. Gern genommen zur Beruhigung sind auch Produkte mit dem Attribut „nachhaltig erzeugt“, und selbstverständlich setzt man auf dem Wahlzettel das Kreuzchen neben die Blume. Aber „Bio“ und „Viel und billig“ passen nicht zusammen. Ansetzen müssen wir woanders: Wir brauchen eine Rückbesinnung auf die wirklich elementaren Dinge, die unser Menschsein ausmacht: Geistige Größe, Hand in Hand mit unseren Mitgeschöpfen und der Natur.
Geistlos durch Unterhaltung
Wir stellen fest: Materielles Wachstum ist reaktionär, die Zukunft liegt im geistigen Wachstum. Doch wo soll es herkommen? Unsere politischen und kulturellen „Vorbilder“ werden einer nach dem anderen des Plagiats überführt und bezeugen damit einen offenbar bereits seit Jahrzehnten währenden Trend der Gehirnschonung. Unsere Medien springen zunehmend auf diesen Trend auf und üben sich in Volksverdummung. Damit bedienen sie optimal den faulen Geist der Bevölkerung: Ein Großteil z. B. der Fernsehinhalte hat gerade dann die höchsten Einschaltquoten, wenn die Sendungen maximal geistlos sind. Die verdummten Massen wollen mittlerweile selbst nur noch diese billigste Form von Unterhaltung (Theodor Adorno: „Unterhaltung ist Untenhaltung“). Kein Wunder, daß aus jeder noch so kleinen Scheune die Techno-Bässe dröhnen – stupider Geist schreit nach stupider Beschallung. Gepaart mit wucherndem Schönheitsfanatismus führt diese Stupidität zu einer der Perversitäten unserer Überflußgesellschaft: Übergewichtige Manager und Banker zahlen 2000 € pro Tag für Hungerkuren, um ihre teuer angefutterten Pfunde wieder loszuwerden.
Was ist zu tun?
· Runter mit jedem materiellen Konsum! Maximal ein Drittel des bisherigen Konsums ist fast noch zuviel.
·Förderung des geistigen Konsums! Was verstehen wir darunter? Z. B. in kleinen Gruppen darüber nachdenken, wie jeder von uns eine positive Ökobilanz hinterlassen kann.
·Selber Vorbild sein!