Fasten, darunter verstehen die Menschen ganz unterschiedliche Dinge: Im kirchlichen Sprachgebrauch versteht man unter Fasten entweder die gänzliche Nahrungsenthaltung während eines Tages (jejunium a vespera ad vesperam) oder den Verzicht auf Fleischspeisen (abstinentia) über einige Tage oder Wochen.
auf dem Weg zur Ekstase eingesetzt wird, manchmal als Vorbereitung auf große Tage, manchmal als äußeres Zeichen der Trauer und manchmal als spirituelles Instrument, das den Menschen Gott oder den Göttern näherbringen soll. In fast allen Religionen und Kulturen gibt oder gab es verschiedene Arten des Fastens.
Während der jüdische Kalender Fastentage zur Erinnerung an nationale Unglückszeiten einrichtete, hat das Christentum trotz grundsätzlich ablehnender Haltung Jesu (Matth. 6, 16-18; 9, 14-17) Mittwoch und Freitag zu Fastentagen erklärt: den Mittwoch als Tag der Gefangennahme, den Freitag als Todestag Jesu. Die griechische Kirche hat an diesen Tagen festgehalten, während die römische Kirche statt dem Mittwoch den Sonnabend aufnahm.
Eine Fastenvariation schreibt der Koran fest: Während der 30 Tage des Monats Ramadan fasten die Mohammedaner von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang.
Bis auf das lebensgefährliche asketische Fasten mit möglichen ekstatischen Erscheinungen durch den aggressiven Hungerstoffwechsel ist Fasten grundsätzlich etwas Positives, auch aus gesundheitlichen Gründen. Es unterstreicht das Periodische im Leben. Es gibt dem Alltag eine feierliche Pause und fördert das Bewußtsein der religiösen oder kulturellen Gemeinsamkeit. Aber auch die Freude über das Ende des Fastens hat einen hohen Gesundheitswert.
Ganz anders verhält es sich mit dem modernen Heilfasten. Im Vordergrund stehen hier der Verkauf eines Buches, eines Kurses in einer „Hungerklinik“, eines Saftes oder sonstiger fragwürdiger Dinge wie Abführmittel oder das tägliche Trinken von drei Litern Wasser ohne Durst.
Man beachte den feinen Unterschied: Während man beim traditionellen Fasten für eine kurze Zeit auf etwas verzichtet, wird dieses „etwas“ beim Heilfasten ausgetauscht – meistens durch käufliche Ersatzpräparate.
Das ist wie tägliches Hungern bei gleichzeitiger Prügel und – zu allem Überfluss – der Bezahlung des Schlägers. Denn es genügt den Anbietern des Heilfastens nicht, daß der freiwillige (komisch!) Teilnehmer hungert. Dieser wird meist zusätzlich mit einer brutal-chemischen Darmentleerung bestraft und bekommt ungewohnte Freß-Stoffe als Doppel- und Dreifachbelastung noch dazu. Geködert wird – und das grenzt an Betrug – mit der unterschwelligen Hoffnung auf eine nachhaltige Gewichtsreduktion.
Ein für allemal: Den Abbau von Fettund Muskelmasse (!) während des so genannten Heilfastens erkauft man teuer mit einer anschließenden Gewichtszunahme, mehr Körperfett und weniger Muskeln. Das Endresultat: ein kraftloser, schwabbeliger und nicht selten mit Gallen- und Nierensteinen belasteter Mensch.
Fazit: Fasten ja, Heilfasten nein!